Antec High Current Gamer HCG-520: 520W mit 80 Plus Bronze Zertifizierung
Einleitung
Nachdem uns sowohl das Antec True Power classic TP-450C als auch das Antec VP450P durchaus überzeugen konnten, schauen wir uns heute ein weiteres Netzteil dieser Marke an: Das Antec High Current Gamer HCG-520. Mit 520 Watt maximaler Belastbarkeit liegt es sogar etwas über den beiden bisherigen Testkandidaten, darüber hinaus setzt es sich mit der 80 Plus Bronze Zertifizierung immerhin noch von dem VP450P ab. Kann uns auch das dritte Netzteil von Antec überzeugen?
Rein vom Preis von etwa 62 Euro liegen sowohl das High Current Gamer als auch das TP-450C im Mittelfeld des Marktgeschehens. Gegenüber dem True Power Classic soll das HCG 520 mit einer höheren maximalen Leistungsaufnahme punkten, zudem werden ein größerer Lüfter und mehr Anschlüsse ins Feld geführt. Immerhin ist das High Current Gamer auch bei der Beliebtheit auf Platz drei angekommen, schaut man sich einmal die beliebtesten Antec-Netzteile auf dem Preisvergleichsportal Geizhals.at/de an. Geschlagen geben muss sich das HCG jedoch bei der Effizienz, denn mit 80 Plus Gold liegt das True Power Classic hier in Führung. Dieses befindet sich übrigens auch auf Platz 1 in der Geizhals-Liste. Wir sind gespannt welche Ergebnisse wir im Test erzielen können.
Spezifikationen und Features
Unser heutiger Testkandidat wird - typisch für Antec - in einem sehr kompakten Karton mit schwarzgelben Akzenten ausgeliefert. Zwar herrscht im Inneren nicht solch ein Gedränge wie beispielsweise beim VP450P oder beim TP-450C vor, eng geht es dennoch zu. Schon von außen lassen sich die wichtigsten Eckdaten erkennen, beispielsweise die 520 Watt maximale Leistungsaufnahme, die 80 Plus Bronze-Zertifizierung oder der 135 mm große Lüfter. Normalerweise picken wir uns immer die interessantesten Punkte einer Produktverpackung heraus und erläutern diese kurz, Antec hat auf der Rückseite der Verpackung jedoch selbst schon einmal alle wichtigen Eckdaten in einer Liste zusammengefasst:
Auffällig ist der hochwertige Kugellager-Lüfter. Normalerweise finden wir in dieser Preisklasse eher günstige Gleitlagermodelle vor. Somit können wir auch den Verzicht auf einen Überhitzungsschutz (OTP) verschmerzen, denn alle anderen wichtigen Schutzschaltungen sind bereits vorhanden. Auch die japanischen Kondensatoren sind auf den ersten Blick erfreulich, wie hochwertig diese wirklich sind, schauen wir uns in der Technikanalyse einmal genauer an.
Bei dem Antec HCG 520 handelt es sich um ein Single-Rail Netzteil. Bei insgesamt 40 Ampere auf der 12 Volt-Rail bekommen wir es aber dank der vielen Schutzschaltungen noch nicht mit der Angst zu tun. Von den 520 Watt Gesamtleistung können maximal 480 Watt oder 92,3 % von der 12 Volt-Rail geliefert werden, was einen guten Wert darstellt. Die 80 Plus Bronze-Zertifizierung ist ebenfalls auf dem Aufkleber des Netzteils zu sehen, dieses lässt sich auch in 115 Volt-Netzen betreiben wo die 80 Plus-Zertifizierung vorgenommen wird. Insgesamt klingen die technischen Eckdaten schon einmal vielversprechend, wir sind gespannt wie sich das Netzteil im weiteren Test schlägt.
Äußeres, Lieferumfang und Kabelausstattung
Der Lieferumfang des High Current Gamer fällt zweckmäßig aus: Kaltgerätekabel, Gehäuseschrauben und eine Bedienungsanleitung samt Garantiekarte fanden wir vor. Immerhin wurde das Netzteil in einem schicken Beutel verpackt. Insgesamt sind wir damit zufriedengestellt, auch wenn wir ein paar Kabelbinder vermissen.
Mit den roten Schriftzügen auf dunklem Hintergrund kann sich das Antec HCG 520 positiv von den sonst durchgehend grauen Netzteilen absetzen. Zusammen mit dem leicht eckigen Lüftergitter gefällt uns das Design wirklich gut. Der Lüfter besitzt eine Größe von 135 mm und wird von einem klassischen Lüftergitter bedeckt, was unnötige Luftverwirbelungen vermeiden sollte. Mit einer Länge von insgesamt 16 Zentimetern liegt das Netzteil nur im Mittelfeld dieser Leistungsklasse. In kleinen Gehäusen mit wenig Platz könnte es daher eng werden. Alle Kabel besitzen einen Sleeve, leider ist dieser nicht besonders blickdicht, sodass die Kabel noch leicht durchscheinen.
Die Kabelstränge im Detail:
Bezeichnung der Kabel | Kabel-Länge in cm |
ATX 20 Pin + 4 Pin | 54 |
CPU 4 + 4 Pin | 65 |
PCI-E 6 + 2 Pin & 6 + 2 Pin | 53 + 65 |
SATA + SATA + SATA | 57 + 72 + 86 |
SATA + SATA + SATA | 57 + 72 + 87 |
Molex + Molex + Molex | 57 + 70 + 85 |
Molex + Molex + Molex + Floppy | 55 + 69 + 84 + 98 |
Positiv überrascht sind wir bei den Längen der Kabel. Insbesondere das CPU- und die Laufwerkskabel besitzen eine ordentliche Länge, sehr gut! Die Anzahl an Anschlüssen sind zudem angemessen für diese Leistungsklasse dimensioniert worden.
Die Technik im Detail
Ein Hinweis vorweg:
Nicht nachmachen! Ihr begebt euch in Lebensgefahr wenn ihr ein Netzteil aufschraubt, des Weiteren geht die Garantie verloren!
Die Elektronik des Antec HCG 520 wird bei Sea Sonic gefertigt, hierbei kommt die selbe Plattform wie im Sea Sonic S12II-520-Bronze zum Einsatz.
Die Eingangsfilterung beginnt auf einer kleinen Zusatzplatine. Auf dieser befinden sich ganze vier Y- und ein X-Kondensator, sowie eine Spule. Nach einem Ferritkern geht es auf die große Hauptplatine. Hier finden wir noch einmal zwei Y- und einen X-Kondensator, sowie zwei Spulen vor. Zusammen mit einer Schmelzsicherung und einem MOV ist das Netzteil sehr gut bestückt.
Weiter geht es mit dem Brückengleichrichter, welcher sogar einen eigenen Kühlkörper besitzt. Auf einer eigenen Platine sitzt ein PFC-Controller von Infineon. Als Primärkondensator kommt ein Modell von Nippon Chemicon zum Einsatz (SMC-Serie), welches folgende Daten aufweist: 330 Mikrofarad Kapazität bei 400 Volt Spannungsfestigkeit und 85°C Temperaturfestigkeit. Zwar ist dies ein eher günstiges Modell des Herstellers, dieser ist jedoch für seinen allgemein guten Ruf bekannt, weswegen wir hier auf jeden Fall ein gutes Zeugnis ausstellen können. Auch sekundär kommen durchgehend Kondensatoren der Marke Nippon Chemicon zum Einsatz (u.a. KZE und KY-Serie), welche durchgehend mit 105°C spezifiziert sind.
Hinsichtlich der Qualität der Kondensatoren sind wir damit sehr zufrieden. Der Protection-IC sitzt auf einer kleinen Zusatzplatine, hierbei wurde ein SITI PS223 verbaut, welcher die Schutzschaltungen OVP und UVP auf 3,3 Volt, 5 Volt und 12 Volt, sowie OCP auf 3,3 Volt, 5 Volt und zwei 12 Volt-Rails unterstützt. Optional ist damit auch OTP möglich, von Antec wurde diese Schutzschaltung allerdings nicht versprochen. Bei dem hochwertigen Kugellager-Lüfter machen wir uns hierbei aber wenig Sorgen.
Auch beim Lüfter wurde nicht an der Qualität gespart, wir finden hier ein Modell von Adda mit einem Kugellager vor. Der Lüfter kann mit maximal 2050 U/Min drehen, was bei der Größe des Lüfters für eine ohrenbetäubende Lautstärke sorgen sollte. Wir sind daher auf die Lautstärkemessungen gespannt. Kurios mutet die verbaute Luftleitfolie an: Diese wurde mit einem Klecks Kleber in der Mitte des Lüfters zusätzlich befestigt und verdeckt somit fast die Hälfte der Fläche des Lüfters. Der Luftwiderstand dürfte dementsprechend sehr hoch sein, was sich zusätzlich negativ bei der Lautstärke bemerkbar machen dürfte.
Die Analyse der Platine bestätigt das Single-Rail Design des Netzteils (roter Pfeil). Die Lötqualität ist grundsätzlich ohne Fehler, einzig an der Stelle auf die der Pfeil zeigt wurde unsauber gearbeitet.
Insgesamt hat uns die Elektronik des Netzteils sehr gut gefallen, so hochwertige Komponenten sieht man in der Klasse mit 80 Plus Bronze-Zertifizierung eher selten. Etwas Bedenken haben wir bei Konstruktion mit dem Lüfter, wir erwarten eine recht hohe Lautstärke unter Last.
Die Testumgebung
Der Test wird in einem offenen Testsystem durchgeführt, Gehäuselüfter fallen daher weg. Die Außentemperatur lag in diesem Test bei 23° Celsius.
CPU: | Intel Core i5-3470 @ 4,0 GHz |
CPU-Kühler: | Scythe Mugen 4 PCGH-Edition |
Mainboard: | Asrock Z77 Extreme4 |
Arbeitsspeicher: | 2x 4GB G.Skill Sniper DDR3-1600 CL9-9-9-24 |
Grafikkarte: | Zotac Geforce GTX 480 Amp! |
SSD / Festplatte: | Samsung 840 Evo 500GB |
Netzteil: | siehe Test |
Bildschirm: | BenQ G2220HD |
Sonstige Hardware: | Asus Xonar DGX |
Die Geforce GTX 480 stellt die Single-GPU Grafikkarte mit der höchsten Leistungsaufnahme dar. Hierbei ließe sich theoretisch eine Aufnahme von weit über 600 Watt generieren, aber selbst der gute Kühler von Zotac ist mit der Leistung überfordert, das vorläufige Maximum des Gesamtsystems liegt daher erst einmal bei ca. 520 Watt.
Die Leistungsaufnahme des Gesamtsystems haben wir mit Hilfe eines Profitec KD 302 gemessen. Hierbei haben wir folgende Lastszenarios generiert:
Test-Szenarien: | |
---|---|
Szenario 1: | Gesamtsystem im Idle |
Szenario 2: | CPU: Prime 95 Grafikkarte im Idle |
Szenario 3: | CPU im Idle Grafikkarte: GPU-Voltage 950 mV, Chiptakt 500 MHz, Furmark |
Szenario 4: | CPU im Idle Grafikkarte: GPU-Voltage 950 mV, Furmark |
Szenario 5: | CPU: Prime 95 Grafikkarte: GPU-Voltage 1013mV, Furmark |
Die einzelnen Werte wurden entnommen, nachdem sich die Temperaturen der Komponenten einpendelten. Die Lautstärkemessungen wurden mit Hilfe eines Voltcraft SL-100 durchgeführt. Dabei wurde das Netzteil bestmöglich vom restlichen System getrennt. Das Schallpegel-Messgerät wurde in einem Abstand von 50 cm vom Lüfter positioniert. Die Messwerte zur Spannungsregulation wurden mit einem Voltcraft VC130-1 ausgelesen.
Die Effizienz
Nach der Theorie schauen wir uns nun einmal die Werte im Praxiseinsatz an. Laut Antec soll die Effizienz auf 80 Plus Bronze-Niveau liegen.
Hinsichtlich der Effizienz kann sich das High Current Gamer im Mittelfeld aller getesteten Netzteile setzen, damit können wir die 80 Plus Bronze Zertifizierung bestätigen. Hier gibt es also nichts zu meckern.
Die Spannungsregulation
Wie sieht es eigentlich mit der Spannungsregulation aus? Eine zu niedrige oder zu hohe Spannung kann Komponenten beschädigen oder das System instabil werden lassen. Die Grenzen der Diagramme stellen die ATX-Norm dar. Werte, die außerhalb des Diagramms liegen, liegen somit auch gleichzeitig außerhalb der ATX-Norm.
Die typischen Verhaltensmuster eines gruppenregulierten Netzteils weist auch unser Testkandidat auf. Die Spannung auf der 5 Volt-Schiene steigt bei höherer Belastung an, die Spannung auf 12 Volt sinkt hingegen. Trotzdem liegen die erreichten Messwerte auf einem sehr guten Niveau, das HCG 520 hätte sogar noch einige Leistungsreserven für stärkere Komponenten übrig.
Die Lautstärke
Ganz wichtig ist bei Netzteilen natürlich die Lautstärke. Bevor hier Fragen auftauchen wie ein PC denn ohne Netzteil betrieben werden kann: Wir haben hier das semipassive Seasonic 860W Platinum genommen und so weit wie möglich vom Schallpegel-Messgerät gelegt. Auch wenn der Lüfter in höheren Belastungen minimal aufdreht, sollte er vom restlichen System übertönt worden sein. Vorab eine kleine Definition zur besseren Einordnung:
Bis 32,9 db(A) | Unhörbar leise bis sehr leise |
Von 33,0 bis 34,9 db(A) | Leise bis leicht hörbar |
Von 35,0 bis 39,9 db(A) | Hörbar bis deutlich hörbar, die Komponente sollte aus einem geschlossenen Gehäuse herauszuhören sein |
Ab 40 db(A) | Störend laut |
Bei geringer Belastung bleibt das Antec HCG 520 relativ leise, nur ein leichtes Schleifen des Lüfters ist zu hören. Wie wir schon bei der Technikanalyse vermutet haben, sorgte auch die Folie direkt am Lüfter für eine zusätzliche Lautstärkebelastung. Leider steigt die Lüfterdrehzahl schon bei einer relativ geringen Belastung an, ab Szenario 4 ist das Netzteil störend laut. In Szenario 5 wird sogar der Lautstärkerekord des Antec TP-450C gebrochen (damals noch in einem sechsten Szenario), das HCG 520 ist daher nichts für Silent-Liebhaber. Wir haben die Lautstärke in Szenario 5 einmal in einem Video festgehalten:
Video abspielenHendrik Engelbertz meint
Auch das dritte Netzteil von Antec konnte einen guten Eindruck in unserem Test hinterlassen. Das Modell erreichte uns in einer kompakten Produktverpackung, in der wir eine ausreichende Ausstattung vorfanden. Das schicke Äußere des Netzteils gefiel uns sehr gut, auch durch die langen Kabel konnte das High Current Gamer bei uns Pluspunkte sammeln. Der positive Eindruck blieb auch bei der technischen Analyse bestehen, sowohl Kondensatoren als auch Lüfter waren von einer guten Qualität.
Im Praxistest konnte das Netzteil die 80 Plus Bronze-Zertifizierung durchaus bestätigen, die Spannungsregulation war für ein Netzteil mit Gruppenregulation sogar ziemlich gut. Nicht gefallen hat uns die Lautstärke. Haben wir in der Technikanalyse noch über die festgeklebte Luftleitfolie geschmunzelt, so war uns insbesondere unter hoher Last nicht mehr zu Lachen zumute. Das HCG 520 erreichte sogar neue Rekordwerte hinsichtlich der Lautstärke und löste das TP-450C von der Spitzenposition ab. Silent-Liebhaber werden mit dem HCG 520 daher eher nicht glücklich.
Ein Problem bleibt der Preis, denn das High Current Gamer ist genauso teuer wie ein True Power Classic mit 450 Watt, ohne sich positiv absetzen zu können. Im Gegenteil, das TP-450C bietet eine höhere Effizienz, eine ähnliche Ausstattung, ähnlich lange Kabel, eine noch bessere technische Plattform, ein kompakteres Gehäuse und ist sogar leiser! Das Antec High Current Gamer ist kein schlechtes Netzteil, aber bei dem hohen Kaufpreis raten wir ganz klar zum noch besseren Antec True Power Classic mit 450 Watt.
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