Enermax Revolution SFX 650W: Der Kraftzwerg im Test!
Einleitung
Unlängst haben wir Enermax aktuelles Flaggschiff, das Platimax D.F. mit 500 Watt getestet, welches in der Redaktion einen hervorragenden Eindruck hinterlassen hat. Eine Weile war es eher ruhig um den Hardwarehersteller mit Sitz in Taiwan geworden, doch auf das Platimax D.F. folgten dann etliche weitere Modelle – unter anderem ein Modell im SFX Formfaktor. Enermax drängt sich nun also mit aller Macht zurück in alle Sparten des Netzteilmarktes. Verständlich und zudem erfreulich, immerhin hat die Firma eine lange Tradition in diesem Sektor.
Heute geben wir dem Hersteller eine erneute Chance zu zeigen, dass ihr Comeback gelungen ist, indem wir uns das neue Revolution SFX mit 650 Watt mal etwas genauer anschauen. Das Netzteil bedient dabei einen aufstrebenden Markt für den es noch nicht viel Angebot gibt: Sehr kleine Mini ITX PCs, wo viel Leistung auf wenig Raum gepackt ist. Diese Systeme haben ebenso hohe Anforderungen an die Stromversorgung wie ihre großen Gegenstücke, erfordern aber ein kleineres Netzteil. Das Revolution SFX verspricht genau das – im kleinen Formfaktor kann es aktuelle High-End Hardware befeuern. Je kleiner das Gehäuse, desto schwieriger ist es allerdings die Abwärme leise abzuführen. Ob Enermax bei der Lautstärke oder gar der Elektronik Abstriche machen musste, um den kleinen Formfaktor zu ermöglichen, oder ob das Revolution SFX gar mit den großen ATX Netzteilen mithalten und an die tolle Leistung des Platimax D.F. anknüpfen kann, werden wir heute unter die Lupe nehmen!
Die Spezifikationen und Features
Im Gegensatz zu unserem letzten Sample aus dem Hause Enermax weist die Verpackung hier keinerlei Retro-Elemente auf und ist schlicht und modern gestaltet. Auf der Vorderseite listet der Hersteller bereits die groben Eckdaten des Netzteils auf: Dieses ist vollmodular und hält den SFX Standard mit 100 mm Länge ein. Darüber hinaus setzt man durchweg auf japanische Elkos, zudem lässt sich das 650 Watt Gerät bis 30% Last komplett passiv betreiben.
Auf der Rückseite der Verpackung finden wir weitere Informationen. Hier sind alle vorhandenen Stecker aufgelistet (dazu mehr auf der nächsten Seite) und ein Diagramm mit der Lüfterspannung abhängig zur Last ist ebenfalls gegeben. Leider lässt sich daraus allein aber noch nicht die Lautstärke des Netzteils ablesen, wenn man den Lüftertyp nicht kennt. Diesen werden wir uns näher ansehen, wenn wir uns der Technik zuwenden. DC-DC Wandler für stabile Nebenspannungen sind ebenso an Board wie alle relevanten Schutzschaltungen (UVP, OPV, OPP, OCP [auf 5 Volt und 3,3 Volt Schiene] sowie OTP, SCP und SIP). Letzteres ist eine „Surge and inrush protection“ und als solche keine Schutzschaltung im eigentlichen Sinne. Sie schützt nicht den PC vor Fehlern des Netzteils, sondern verhindert zu hohe Ströme auf der Primärseite beim Einstecken oder Einschalten, welche eine empfindliche Haussicherung auslösen könnten. Im Gegensatz zum Platimax D.F., wo die OTP fehlte, sind beim Revolution SFX zumindest auf dem Papier alle relevanten Schutzschaltungen enthalten – und das trotz des kleinen Formfaktors. Sehr gut!
Auf der Seite des Kartons finden wir dann noch die Belastbarkeit der einzelnen Schienen. Die +12 Volt Rail ist mit maximal 54 Ampere, bzw. 648 Watt belastbar – auch hier zeigt sich die moderne Plattform mit DC-DC Wandlern. +3,3 Volt (18 Ampere) und +5 Volt (15 Ampere) dürfen zusammen mit maximal 90 Watt belastet werden und alle Schienen kombiniert natürlich mit 650 Watt. Die 5 Volt Stand-by-Schiene ist mit maximal 3 Ampere angegeben, was locker für jeden normalen Anwender ausreicht. Diese Schiene muss in der Regel nur bei ausgeschaltetem Rechner einige wenige Funktionen bedienen und gegebenenfalls angeschlossene USB Geräte weiterhin mit Strom versorgen.
Das Äußere und der Lieferumfang
In der Verpackung erlebten wir zunächst eine kleine Überraschung – weil wir uns die Vorderseite vorher nicht genau genug angeschaut hatten. Beim Netzteil wurde tatsächlich ein kleiner Bluetooth Lautsprecher von Lepa, der Schwesterfirma von Enermax, beigelegt. Nette, wenn auch etwas schräge Idee. Tatsächlich erweist sich der kleine Lautsprecher sogar trotz seiner winzigen Ausmaße als erstaunlich brauchbar. High-End-Klang sollte man nicht erwarten, aber die Steuerung über Bluetooth des Mobiltelefons klappt hervorragend, der Lautsprecher ist zudem recht laut und klingt dabei nicht schlecht. Qualitativ sowie von der Lautstärke her aber auf jeden Fall mit einem etwas besseren Notebooklautsprecher vergleichbar und damit jedem Handylautsprecher für unterwegs klar überlegen – klasse! Aufgeladen werden kann das kleine Kraftpaket über Mikro USB, also einfach an einem normalen Handyladegerät oder direkt am PC.
Doch zurück zum Netzteil. Wie immer finden wir eine Gebrauchsanweisung in der Verpackung und darüber hinaus einen Zettel auf dem lediglich erwähnt wird, dass das Netzteil bis 30% Last passiv arbeitet. Der Rest versteckt sich anfangs unter einem schwarzen Karton, was die OVP sehr aufgeräumt erscheinen lässt. Entfernt man diese, findet man einen Stoffbeutel für die Kabel, in welchem auch vier Klett-Kabelbinder sowie Montageschrauben untergebracht sind. Ebenso liegt dort das in Luftpolsterfolie verpackte Netzteil. Unter diesem versteckt sich noch ein weiteres tolles Feature: Die mitgelieferte Blende, mit der man es in ein normales ATX Gehäuse einbauen könnte.
Das Revolution SFX ist optisch nicht so ansprechend wie manches größere Modell – dafür fehlte Enermax einfach der Platz. Hübsche Lüftergitter, oder glänzend eingeprägte Logos sucht man vergeblich. Alles Relevante ist jedoch vorhanden, für mehr war der Platz einfach nicht da. Das Gehäuse ist in mattem Schwarz gehalten und die Schriftzüge in grau oder weiß. Die Oberseite weist ein Gitter auf, unter welchem ein 80 mm Lüfter seine Arbeit verrichtet. So leise wie volle ATX Geräte mit 120 oder gar 140mm Lüftern wird das Netzteil vermutlich nicht werden. Zumindest unter Volllast, denn im Idle läuft es ja passiv.
Netzschalter gibt es aus Platzgründen leider keinen, wer Stand-By vermeiden will, muss wohl eine abschaltbare Steckerleiste verwenden. Das empfehlen wir in dem Fall aber ohnehin, denn hiermit kann man mit einem Schalter gleichzeitig auch den Monitor und andere Peripherie vom Netz trennen. Die modularen Buchsen sind allesamt eindeutig beschriftet, zu Verwechslungen wird es hier nicht kommen.
Die Kabelausstattung
Den Strom transportieren sehr unspektakuläre Flachbandkabel vom Netzteil zur Hardware, wie man sie auch von anderen Herstellern bereits kennt. Sie fallen weder positiv noch negativ auf. So flexibel wie die Flachbandkabel des Cougar LX 500 sind sie leider nicht, aber sie lassen sich ohne größere Probleme verlegen und in Position bringen. Die sehr schönen Stoff-Kabelbinder sind dabei natürlich eine große Hilfe. Einmal verlegt sind die schwarzen Kabel dann sehr schlicht und unauffällig.
Diese sind ziemlich kurz, was angesichts des Einsatzbereichs eines SFX Netzteils auch Sinn macht – in einem Full Tower ist ein volles ATX Netzteil einfach praktischer. Wir haben kein kleines ITX System zur Verfügung, um den Einbau zu testen, aber die Kabellängen wirken gut durchdacht. Hier noch eine kurze Tabelle zu den verwendeten Kabelsträngen:
Die Kabelstränge: | |
---|---|
Bezeichnung der Kabel | Kabel-Länge in cm |
ATX 24 Pin | 30 |
CPU 4+4 Pin | 40 |
PCI-E 6+2 Pin | 40 |
PCI-E 6+2 Pin | 40 |
3 x SATA | 20 & 35 & 50 |
3 x SATA | 20 & 35 & 50 |
4 x MOLEX | 20 & 35 & 50 & 65 |
Mit einem CPU 4+4 Pin und nur zwei PCIe 6+2 Pins ist das Netzteil für ein 650 Watt Modell etwas schwach ausgestattet. Hält sich die Hardware an die Spezifikationen (150 Watt pro Stecker), können wir darüber gerade einmal 450 Watt verbrauchen. Das unlängst getestete Platimax D.F. 500 Watt aus demselben Hause ging den anderen Weg, hier lagen einem 500 Watt Gerät gleich vier 6+2 Pins bei. Man muss aber beachten, dass in einem Mini ITX Build ohnehin nicht zwei Grafikkarten verbaut werden können. Enermax hat das Revolution SFX wohl rein für solche Systeme geplant und daher nur die Kabel beigelegt, die dort auch verwendet werden können. Für den Einsatz in größeren Gehäusen ist ein ATX oder eventuell SFX-L Netzteil die bessere Wahl.
Die Technik im Detail
Ein Hinweis vorweg:
Nicht nachmachen! Ihr begebt euch in Lebensgefahr, wenn ihr ein Netzteil aufschraubt!
Vorweg einige Abkürzungen, die wir bei der Analyse des Netzteils verwenden werden:
- PCB = Printed circuit board, zu Deutsch Leiterplatte. Ein Träger für elektronische Bauteile.
- IC = Integrated Circuit, Integrierter Schaltkreis. Viele elektronische Bauteile, zu einer Baugruppe zusammengefasst, in einem Bauteil.
- PFC = Power Factor Correction, Blindfaktorkorrektur. Ein etwas komplexeres Thema, zu dem wir gerne auf den Wikipedia Artikel verweisen würden.
Ein paar weitere Informationen für die nicht ganz so Elektronikbegeisterten: Eine Drossel ist eine Spule aus isoliertem Draht, der um einen Kern gewickelt wurde. Primärseitig finden sich meist Drosseln mit zwei getrennten Spulen auf einem Kern, sodass beide "Pole" des Wechselstroms über eine Drossel fließen. X-Kondensatoren sind zwischen den beiden "Polen" des Wechselstroms eingelötete Kondensatoren und Y-Kondensatoren zwischen jeweils einem Pol und dem Schutzleiter. Aus diesen drei Bauelementen kann man Filterglieder aufbauen. Je nach ihrer Komplexität können sie, unterschiedlich gut, auftretende Störungen aus dem Stromnetz filtern.
Wie üblich beginnen wir beim Lüfter. Hier hat Enermax zu einem Modell von Yate Loon gegriffen, welches mit 80 mm Durchmesser und 15 mm Höhe sehr platzsparend ist – mehr Raum wäre sowieso nicht vorhanden gewesen. Beim Hersteller gibt es auch ein Datenblatt zu diesem Modell – es handelt sich um einen Lüfter mit Gleitlager und bis zu 3000 U/Min Drehzahl, welcher bei maximaler Spannung 29 CFM Luft schaufelt und dabei 32 dB laut ist. Laut Aufschrift benötigt er dabei 0,07 Ampere. Ein Kugellagerlüfter ist zwar aus Langlebigkeitsgründen zu bevorzugen, ein vergleichbares Modell mit Kugellager wäre aber nochmal etwas lauter gewesen. Leiser Betrieb bei Last ist angesichts der Größe und Drehzahl des Lüfters aber ohnehin nicht zu erwarten. In diesem Formfaktor ist das jedoch auch nur schwerlich anders zu lösen.
Der Netzfilter liegt auf einer separaten, kleinen Platine zusammen mit dem Kaltgeräteanschluss. Hier finden wir zwei X Kondensatoren, vier Y Kondensatoren, zwei Drosseln, eine Schmelzsicherung und einen Varistor zum Schutz gegen Überspannung. Wir vermissen nichts, trotz der kleinen Bauweise ist der Eingangsfilter vollständig. Die Hauptplatine ist extrem kompakt, wirkt aber dennoch aufgeräumt. Die Kühlkörper der PFC und den Primär-Schalttransistoren sind rund um den Primärkondensator herum angeordnet, was diesen ziemlich vom Luftstrom abschirmt. Es ist ein hochwertiges Modell, das im Normalfall aber nicht stark belastet wird, daher sollte dieser Umstand keine Probleme bereiten.
PWM und PFC Controller befinden sich nebeneinander auf einer senkrecht stehenden Tochterplatine nahe dem modularen PCB. Hierbei ist ein CM6502UHHX für die PFC zuständig. Laut Datenblatt schaltet dieser immer im Nulldurchgang (wenn gerade keine Spannung an den Schalttransistoren anliegt). Wir haben es also mit einem resonanten Design zu tun – aufwändiger aber effizienter als ein herkömmliches Design. Die dazugehörige Drossel versteckt sich unter dem Kühlkörper für den PFC Transistor und den Gleichrichter. Um die PWM kümmert sich ein CM6901. Auch hier haben wir es mit einer resonanten Typologie zu tun, um genau zu sein mit einem LLC Schaltwandler. Dies ist auch am Layout unschwer zu erkennen, denn neben dem Kühlkörper der Schalttransistoren ist eine kleine Drossel verbaut. Der Transformator, vor allem aber die Drossel sind für ein 650 Watt Gerät ziemlich klein dimensioniert, an dieser Stelle mussten wohl erneut Kompromisse wegen der Maße eingegangen und höhere Verluste in Kauf genommen werden um kleiner bauen zu können.
Der CM6901 kann auch eine synchrone Gleichrichtung bereitstellen, welche auf einer weiteren senkrechten Platine verbaut wurde. Eine solche erhöht im Vergleich zu herkömmlichen Dioden stark die Effizienz. Die FETs sind ungekühlt und nicht im Luftstrom, ihre Abwärme führen sie wohl zum großen Teil über die Anschlüsse an die Platine und an den Transformator ab. Alles in allem eine sehr effiziente Plattform, wo trotz der beengten Bauweise immer auf eine hohe Effizienz geachtet wurde. Die genauen Bezeichnungen/Daten der FETs im aktiven Gleichrichter lassen sich leider nicht ablesen, ohne das komplette Netzteil in seine Einzelteile zu zerlegen.
Der Controller für die 5 Volt Stand-By sitzt zusammen mit einem kleinen MOSFET auf einer senkrechten Platine zwischen PFC und Transformator. Um Platz zu sparen wurde hier kein großer Controller mit integriertem Schalttransistor verwendet, sondern ein kleiner SMD Controller mit externem FET. Das braucht zwar mehr Fläche (welcher auf der senkrechten Platine vorhanden ist), spart aber dringend nötige Bauhöhe. Die Bezeichnungen lassen sich wegen des engen Einbaus leider nicht ablesen.
Die DC-DC Wandler sitzen auf einem weiteren senkrechten Tochterboard und werden von einem Anpec APW7159C angesteuert. Dieser kann mit 12 Volt am Eingang und wenig externer Beschaltung zwei komplette DC-DC Wandler bereitstellen, von denen beide über eine OVP/UVP/OCP verfügen. Genau das wurde hier auch gemacht, allerdings sind die verbauten Spulen überraschend groß und als komplett geschlossene Schalenkerne ausgeführt. Solche Kerne weisen meiste geringere Verluste und bessere Abschirmung auf als offene Kerne. Warum wir genau in einem SFX Netzteil so groß dimensionierte und teure Spulen vorfinden wissen wir nicht.
Der Primärkondensator stammt aus dem Hause Nichicon, genauer aus der GG Serie mit 390 Mikrofarad bei 400 Volt. Diese sind auf 2000 Stunden Betrieb bei 105°C und 1,4 Ampere Ripplestrom ausgelegt – Werte die das Netzteil selbst für den schlecht gekühlten Primärkondensator nie erreichen wird, weshalb die effektive Lebensdauer wohl deutlich höher ausfallen sollte. An diversen Stellen in der Elektronik und an den 5 Volt Stand-By finden sich Nippon Chemi-Con KY. Hier wurde zu den richtigen Elkos gegriffen, da diese Serie auf hohe Lebensdauer ausgelegt ist – der an der Stand-By-Schiene weist 8000 Stunden (nahe seinen Limits betrieben) auf.
Die Elkos, um die 12 Volt Schiene zu puffern, lassen sich wegen der engen Bauweise nicht gut ablesen. Wir scheinen es mit einer Mischung aus Feststoffkondensatoren und Nippon Chemi-Con KZE zu tun zu haben. Letztere sind beliebt in Netzteilen und weisen ebenfalls gute Lebensdauer bei hoher Ripple-Belastbarkeit auf. Auf dem PCB der DC-DC Wandler finden sich zwei weitere Feststoffkondensatoren, vermutlich um 5 Volt und 3,3 Volt zu puffern. Auf dem modularen PCB sind weitere Feststoffkondensatoren und ein kleiner Chemi-Con KZH verbaut.
Alles in allem hat Enermax an den Kondensatoren nicht gespart – was angesichts der sehr schlecht möglichen Kühlung auch notwendig war. Der Primärkondensator wird vom Kühlkörper der PFC und der PWM eingerahmt, die Elkos sekundärseitig stecken zwischen der Gleichrichter-Platine und dem DC-DC PCB eingezwängt. Um diesen widrigen Umständen zu trotzen wurden laut Datenblättern hochwertige und langlebige Kondensatoren verbaut, dem Marketing-Versprechen treu lediglich von japanischen Herstellern.
Zur Lötqualität können wir wenig sagen, diese ist eigentlich durch die Bank absolut einwandfrei. Die Schrauben der Abstandshalter des modularen PCBs hätte man noch verlöten können. Mit Kleber wurde wohl bewusst stark gespart, um das letzte bisschen Freiraum für kühlenden Luftstrom zu gewinnen.
Das Design ist nicht ganz optimal für eine gute Kühlung, aber bei dem geringen Platz war das wohl auch gar nicht anders möglich. Der vorhandene Platz wurde mit guten Bauteilen bestückt und die Verarbeitung ist durch die Bank sehr gut. Das Ergebnis ist eine qualitativ hochwertige und potentiell etwas laute Elektronik, auf deren Messwerte wir wirklich gespannt sind! Dazu mehr auf den nächsten Seiten.
Die Testumgebung
Das Netzteil wurde als Erstes mit unserer neuen Lastbank getestet und durchgemessen. Zum Vergleich haben wir allerdings noch alle alten Testsamples - die wir zur Hand hatten - einmal gemessen. Konkret belasten wir die Testkandidaten in bis zu 17 verschiedenen Stufen. Ca. 2 Ampere auf je 5 Volt und 3,3 Volt sind fix, während an die 12 Volt Schiene zwischen 0 und 16 Halogenbirnen zu je 50 Watt angeschlossen werden können. Spannungen messen wir dabei mit einem Fluke 177, den Strom der 12 Volt Schiene mit einer Stromzange aus dem Hause Uni-T, genauer einem UT210E. Die primärseitig aufgenommene Leistung wird mit einem Profitec KD 302 gemessen und die Lautstärke in 20 cm Abstand zum Luftauslass des Netzteils mit einem Voltcraft SL-100. Für weitere Informationen zum Messsystem haben wir einen eigenen Artikel dazu geschrieben.
Spannungen und Effizienz
Eine höhere Effizienz ermöglicht einen sparsameren Betrieb des Rechners, wobei die Unterschiede meist eher marginal sind. Vor allem hat diese aber Auswirkungen auf die Lautstärke – je weniger Verluste im Netzteil anfallen, desto leiser kann dieses seine Arbeit verrichten. Bei Systemen die sehr lange am Stück laufen, oder sehr viel Strom benötigen, kann eine höhere Effizienz aber durchaus auch Einfluss auf die Stromrechnung haben.
Hierbei ist anzumerken, dass unsere Messwerte wegen einer systematischen, also bei jeder Messung gleich auftretenden, Ungenauigkeit der Teststation (vermutlich beim Leistungsmessgerät) immer eine leichte Abweichung nach oben von den effektiven Werten haben. Untereinander sind unsere Messungen aber konsistent und Netzteile lassen sich hervorragend vergleichen. Unser heutiger Testkandidat ist mit einer soliden Effizienz bei den restlichen 80+ Gold Modellen dabei.
Eine gute Spannungsregulation ist im Betrieb sehr wichtig. Eine zu niedrige oder zu hohe Spannung kann die empfindlichen Komponenten beschädigen oder das System instabil werden lassen. Die Grenzen der Diagramme stellen die ATX-Norm dar. Werte, die außerhalb des Diagramms liegen, liegen somit auch gleichzeitig außerhalb der ATX-Norm.
Die Spannungen des Netzteils sind einwandfrei, sehr solide Leistung für die kleinen Maße! Sogar bei der 14. Lampe, mit der wir uns bereits über der Nominalleistung des Netzteils bewegen, bleiben sie hervorragend.
Kurze Anmerkung zu den Schutzschaltungen: Laut Enermax sind alle vorhanden, auch wenn wir den dafür zuständigen Teil der Platine nicht erkennen konnten. OPP wird im PFC Chip implementiert, OCP und UVP/OVP auf den Minor Rails von den DC-DC Wandlern. Der Temperatursensor „TH2“ ist nahe den PWM/PFC Chips untergebracht und sollte die OTP implementieren. Die OPP hat in unserem Test bei ~ 750 Watt sekundär ausgelöst, was etwas zu spät war, denn das Netzteil roch da bereits nach heißem Lack. Laut Enermax ist dies nicht weiter bedenklich da sich der fabrikneue Lack beim ersten Erhitzen bemerkbar machen würde. Etwas unangenehm fanden wir es aber doch und hätten lieber eine OPP bei 650-700 Watt gesehen.
Die Lautstärke
Sehr wichtiges Kaufkriterium für viele Anwender ist bei einem Netzteil auch die Lautstärke. Lasst euch hier nicht von den im Vergleich zu anderen Seiten hohen Werten verunsichern, denn diese hängen sehr stark von der Messmethode ab. Interessant sind die Laustärkewerte und Hintergrund-Lärmpegel im direkten Vergleich zu anderen Netzteilen, welche wir ebenfalls gemessen haben.
An dieser Stelle sieht man klar die Schwächen des Kraftzwerges. Während es bei geringer Last lautlos mit abgeschaltetem Lüfter arbeitet, erreicht man (je nach Raumtemperatur etwas abweichend) bei 300-350 Watt dann den Bereich in dem der Lüfter anspringt. Es fehlt leider etwas an Hysterese, weshalb es im Grenzbereich passieren kann, dass der Lüfter alle paar Sekunden anspringt und wieder ausgeht – Enermax, hier herrscht Handlungsbedarf! Bitte fügt eine Hysterese in die Lüfterkurve ein, sodass die Kühlung nicht so schnell zwischen an und aus pendeln kann. Ab ca. 400 Watt wird das Gerät dann schnell laut, bis es bei Volllast sehr unangenehme Pegel erreicht.
Hierbei muss man allerdings sagen, dass man diesen Auslastungs-Bereich mit den beigelieferten Kabeln (vorausgesetzt die Hardware hält sich an die ATX Spezifikationen) eh nicht erreichen wird. Im Lastbereich, den beispielsweise eine AMD R7 1700 mit einer nVidia GTX 1070 erreichen würde, bleibt das Revolution SFX vermutlich sogar noch passiv. Erst bei stromhungrigeren Komponenten mit viel OC oder SLI/Crossfire dreht das Netzteil auf. Da Multi GPU im mini ITX Format nicht möglich ist, ist dieser Fall ohnehin irrelevant und in einem durchschnittlichen mini ITX Spielesystem wird die Lautstärke akzeptabel bleiben.
Ob das in der Größe überhaupt leiser lösbar ist? Wir wissen es nicht, ehe wir nicht weitere Modelle in der Größenklasse getestet haben. Vorübergehend können wir nur sagen, dass das Netzteil im Verhältnis zu fullsize-ATX-Geräten auffallend laut ist, aber mit sparsamer Hardware (wie man sie in ITX Builds meist vorzieht) noch lautlos bis leise bleibt.
Moritz Plattner meint
Unser letztes Review konnten wir noch mit den Worten „Enermax ist wieder da - und das nicht heimlich, still und leise, sondern mit einem Paukenschlag“ abschließen. Gerne hätten wir es auch diesmal getan, doch dafür reicht es leider nicht. Der Hersteller hat ein spannendes Netzteil abgeliefert, das ist sicher. Im SFX (nicht SFX-L) Formfaktor gibt es bisher nur wenige gute Modelle, und erst recht wenige die so gute Verarbeitung, Bauteile und Spezifikationen aufweisen wie das Enermax Revolution SFX 650. Der Preis ist mit knapp 102,- € (geizhals.de, Stand 25.04.2017) auch sehr fair für das Gebotene. Eine tolle Überraschung war zudem der kleine Bluetooth Lautsprecher, welchen wir definitiv weiterhin verwenden werden.
Einige Kritikpunkte haben wir aber trotzdem. Die fehlenden Kabel stören nicht wirklich, da im Einsatzgebiet für das dieses Netzteil entwickelt wurde ohnehin kein Multi-GPU möglich ist. In einem ATX Tower mit SLI oder Crossfire kann das Netzteil nicht verwendet werden, aber dafür ist es auch nicht vorgesehen. Abgesehen davon wäre da noch die etwas zu spät greifende OPP-Schutzschaltung und die Lautstärke. Mit einem normalen, sparsamen ITX Spielesystem wird das Netzteil kaum aufdrehen, aber wer eine GTX 980Ti bis an den Anschlag übertakten will, sollte sich überlegen, ob er nicht doch lieber zu einem Netzteil im ATX Formfaktor greift. Die Abwärme wird dabei einfach zu viel für das winzige Gerät mit dem kleinen Lüfter und es wird nahe seiner Nominallast sehr laut.
Aber selbst wenn man es überlastet, sind da noch die Schutzschaltungen. Die OPP sollte unserer Meinung nach zwar auf jeden Fall etwas früher greifen, trotzdem hat sie das Netzteil im Überlasttest zuverlässig abgeschaltet ehe es zu Beschädigungen kommen konnte. Der Testkandidat wirkt auf uns wie eine thermisch auf 550 Watt ausgelegte Plattform deren OPP lediglich hochgesetzt wurde, weshalb man eigentlich ein paar Euro sparen und direkt das 550 Watt Modell kaufen kann. Mit den beigelegten Kabeln kann man ohnehin keine 650 Watt sinnvoll ausschöpfen. Will man Reserven für Übertaktung oder für einen Betrieb näher am Effizienz-Peak, kann aber auch das hier getestete große Modell durchaus eine Überlegung wert sein.
Wenn der Platz im Gehäuse vorhanden ist, empfehlen wir also zusammenfassend lieber auf ein ATX Gerät zu setzen. Zum Beispiel das Platimax D.F. aus dem selben Haus. Wenn Platz hingegen aber Mangelware und die Ersparnis dessen Priorität N. 1 ist, greift man ohnehin nicht auf SLI oder extrem stromhungrige Teile zurück und hat dann auch mit dem Revolution SFX ein leises, hochwertiges und zuverlässiges kleines Netzteil im System.
- Positiv
- Winzig
- Bluetooth Lautsprecher im Lieferumfang
- Gute Verarbeitung
- Hochwertige Komponenten
- Stabile Spannungen, hohe Effizienz
- Alle Schutzschaltungen implementiert
- Lautlos bei niedriger Last...
- Neutral
- Negativ
- ...dafür laut bei Volllast
- Kabel nur in Mini ITX Systemen sinnvoll
- OPP greift spät
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