Roccat Kulo: Im Zocker-Kurzcheck
Einleitung
Roccat ist eine inzwischen fest etablierte Größe im Bereich der Eingabegeräte für PC-Spieler. Der Hersteller aus deutschen Landen ist in Hamburg ansässig und bietet eine recht große Palette von Zockerzubehör an – vom Mauspad bis zur Tastatur ist neben Headsets alles dabei was das Daddel-Herz begehrt. Vor kurzem erschien das neue Stereo Headset namens Kulo. Warum Roccat ausgerechnet das Esperanto-Wort für „Mücke“ als Produktnamen gewählt hat, bleibt auch nach unserem Test Roccats Geheimnis. Eine Abstufung zum 7.1 USB Headset, das ebenfalls Kulo heißt, gibt es leider nicht – einzig der entsprechende Typzusatz offenbart ob es sich um die Surround- oder eben Stereo-Variante handelt.
Wir wollen festhalten, dass wir die Stereo-Variante vorliegen haben, die uns Roccat freundlicherweise zur Verfügung gestellt hat. Als passionierte Zocker, Film- und Musikliebhaber, haben wir es uns natürlich nicht nehmen lassen der/die oder von uns gewählt "das" Kulo auf Herz und Nieren, in eben jenen Disziplinen, zu prüfen.
Technische Daten und Lieferumfang
Das Roccat Kulo verfügt über eine automatische Mikrofon-Stummschaltung, wenn der Mikrofonarm nach oben geklappt wird. Im Kabel integriert befindet sich außerdem eine Kabelfernbedienung. Angeschlossen wird das Headset mit zwei 3,5mm Klinkenkabeln (Kopfhörer und Mikrofon).
Der Lieferumfang fällt wie in dieser Preisklasse üblich mit einem Quick-Installation-Guide sowie der Roccat ID-Card eher spartanisch aus. Die ID-Card soll Zugang "zu einer riesigen, überraschenden Welt" gewähren, was übersetzt Newsletter, Gewinnspiele, Rabattaktionen (usw.) beinhaltet - kein allzu großer Flash.
Die Optik, Verarbeitung und der Tragekomfort
Das Roccat Kulo optisch einzuordnen fällt uns nicht leicht. Einerseits sieht es aufgrund der verwendeten Formen recht „spacig“ aus. Andererseits wurde auf besonders hervorstechende Merkmale, blinkende Lichter, UFO-Landebahnen und dergleichen, wie sonst bei Gaming-Zubehör häufig zu finden, glücklicherweise verzichtet. Somit ordnen wir Kulo in die Kategorie „Modern und unauffällig, aber anders als Understatement“ ein – oder so ähnlich. Die Optik bleibt, wie so oft, eben Geschmackssache und soll deshalb unbewertet bleiben.
Insgesamt macht das Kulo einen durchaus robusten und qualitativ hochwertigen Eindruck. Der von Kunststoff umgebene, metallene Kopfbügel hält auch beabsichtigten Verwindungen stand und wird deshalb wohl kaum kaputt gehen können. Wir raten allerdings dennoch von der Nutzung als Helm und/oder Braincap ab. Zwischen Kopf und Bügel befindet sich ein langes, weich gepolstertes Kissen mit Kunstleder-Überzug.
Die Lautsprecher sind an ihrer Befestigung am Bügel beweglich, was gelegentlich zu Geräuschen bei Bewegung führen kann, sofern das Headset nicht auf dem Kopf sitzt. Sonstiges Knarzen oder Ächzen haben wir nicht feststellen können. Die Ohrpolsterungen lassen sich mit einem Handgriff abdrehen, sodass sie einfacher gesäubert werden können. Spieler mit Schuppen werden sich über dieses Feature mit Sicherheit nicht beklagen. Allerdings passierte es des Öfteren, dass uns die rechte Polsterung in den Schoß fiel, als wir das Kulo aufsetzen wollten. Dreht man sie bewusst fest ein, verhindert man diesen ungewollten Effekt eine Weile lang – allerdings leider nicht auf Dauer, was durchaus nervtötend sein kann.
Das Mikrofon sitzt am linken Ende des Bügels und lässt sich ohne Rasterung justieren. Der Mikrofon-Arm besteht teils aus Kunststoff und teils aus Gummi, sodass versehentliche Krafteinwirkungen keine Verformung des Stimmabnehmers zur Folge haben. Ebenfalls erfreulich ist die Verbindung zwischen Kabel und Headset. Sie macht einen stabilen Eindruck. Kabelbrüche dürften an dieser Stelle wohl nicht so häufig auftreten.
Dank der feinen Rasterung des Kopfbügels ist die ideale Größe schnell eingestellt. Das leichte Gewicht von knapp 180 Gramm sitzt angenehm auf dem Kopf. Allerdings werden sich wohl die Geister an der Größe der Lautsprecher scheiden, zumal sie direkt auf den Ohren aufliegen. Was den Einen gefällt, ist der Anderen größter Graus. Wir bevorzugen die, wie beim Kulo anzutreffen, aufliegende Variante. Insgesamt bietet das Roccat Headset einen angenehmen Tragekomfort. Man sollte allerdings beachten, dass der Bügel nicht zu weit hinten sitzt, da das auf Dauer doch unangenehm sein kann. Achtet man auf die korrekte Positionierung, ist das Kulo jedoch auch nach Stunden immer noch angenehm zu tragen.
Die automatische Stummschaltung beim Hochklappen des Mikrofonarms ist ein äußerst feines Feature und funktioniert sehr gut. Wer im Teamspeak oder in Skype kurz mal was im eigenen physischen Raum loswerden will, ohne die Channelpartner damit zu stören, klappt einfach den Mikrofonarm nach oben. Es empfiehlt sich den Arm tatsächlich bis ganz nach oben zu drehen, weil die Stummschaltung recht spät, also weit oben, einsetzt.
Da ein automatisches Stumm-System integriert ist, wird kein extra Schalter an der Kabelfernbedienung benötigt. Hier zeigt sich das Kulo sehr spartanisch und verfügt lediglich über einen Schiebregler für die Lautstärkeregelung. Besonders erfreulich ist, dass die Regelung nicht allzu leichtgängig ist. So ändert sich die Lautstärke im Eifer des Gefechts nicht versehentlich. Hier hat Roccat wirklich gut mitgedacht.
Das Testsystem und der Kurzcheck
Was muss ein Headset können? Was ist Pflicht und was ist Kür? Das hängt teilweise vom Einsatzzweck des Headsets ab. Einerseits muss jedes Modell angenehm zu tragen sein, die eigene Stimme übermitteln und das Geschehen in die Gehörgänge befördern können. Idealer Weise ist es auch nach Stunden angenehm zu tragen, übermittelt die Stimme möglichst naturgetreu und bildet den Klang natürlich und homogen ab, während es Störgeräusche von außen filtert. Wir wollen diese Aspekte näher untersuchen und haben uns an das eine oder andere Spiel und Musikstück gewagt und auch mal in einen Film hineingeschaut.
Fangen wir mit dem Wichtigsten an: Die Klangqualität der Wiedergabe. Hier hat uns das Kulo das erste Mal enttäuscht. Die Spielsounds fallen durch ihren teils recht dumpfen Klang auf und sind durchaus gewöhnungsbedürftig. Zwar verspricht Roccat auf der Verpackung dank Neodym-Magneten und Mylar-Membrane, die gute elektrische Eigenschaften vermuten lassen, „Premium Stereo-Sound“. Was auf der Packung gut klingt, klingt in Wirklichkeit auch nicht übel - jedoch leider nicht so gut, wie erhofft. Der Klang ist einfach unausgewogen. Die Mitten sind überbetont, der Bass oft unpräzise, während die Höhen kaum Beachtung finden. Am treffendsten lässt sich der Klang des Kulos bei Games wohl so beschreiben, als müsste der Zuhörer das Geschehen, das sich in einer Kiste abspielt, von draußen hören. Viele Details gehen schlichtweg verloren.
Am Meisten fiel uns dieser Umstand bei einigen Runden „Last Stand“ in Dawn of War 2 auf. Welle um Welle brechen die Gegner herein und man ist kaum in der Lage einzelne Scharmützel auszumachen – anders als beispielweise mit einem Sennheiser PC151, bei dem es sich ebenfalls um ein per Klinke angeschlossenes Stereo-Headset handelt. Der direkte Vergleich mit diesem etwas älteren Modell, das preislich im selben Rahmen liegt, zeigt, dass Roccat das Versprechen des Premium Sounds nicht ganz einhalten kann.
Wer in ein Headset investiert, wird wohl auch das eine oder andere Liedchen darüber hören wollen. Auch uns geht es nicht anders, sodass wir genreübergreifend einige markante Titel probegehört haben. Hierbei sei angemerkt, dass wir uns sehr wohl darüber bewusst sind, dass Headsets keinen Kopfhörerersatz für Audiophile darstellen. Allerdings darf man ein gewisses Maß an ordentlichem Klang auch von Spielerhardware erwarten. Leider kann das Kulo auch hier nicht ganz überzeugen und zeigt den Mangel an Homogenität im Klang auch in der Musik. Egal ob Choräle, Gitarrensoli, oder hohe Stimmen – das Kulo steht einfach nicht so recht auf Höhen.
Die Mitten erweisen sich einmal mehr als matschig und gehen zwar fließend in den Bass über, sodass hier kaum Abstufungen zu hören sind, doch bleibt das Headset dem Hörer einen knackigen Bass geschuldet. Tiefen sind reichlich vorhanden, keine Frage – doch Liebhaber von klangtechnisch anspruchsvollerer Musik als Elektro, bzw. Hip Hop werden sich wundern, wo die Details ihrer Lieblingssongs geblieben sind.
In Filmen kleckert Kulo kaum, klotzt dafür allerdings auch nicht. Explosionen in Actionfilmen können sich hören lassen, sind aber von klarem, definiertem Sound leider ein Stückchen weg. Die Stimmwiedergabe hingegen ist jedoch sauber.
Roccat bewirbt das Kulo auch als optimal für die VoIP-Nutzung. Wir haben es also auch in Skype ausprobiert. Unsere Gesprächspartner merkten sofort, dass wir ein anderes Headset angeschlossen hatten und bemängelten den recht dumpfen Klang unserer Stimme. Da wir auf Nummer sicher gehen wollten, hörten wir Probe und mussten uns geschlagen geben: Die Gesprächspartner haben Recht, denn das Kulo überzeugt zwar mit störungsfreier Stimmübermittlung. Doch auch wie schon beim Probehören, machte sich der dumpfe Eindruck auch beim Mikrofon bemerkbar.
Um Eines festzuhalten, sei hier erwähnt, dass die Klangeigenschaften des Kulo mit Sicherheit nicht schlecht sind. Zum versprochenen "Premium Stereo Sound", der uns auf der Verpackung versprochen wurde, fehlen jedoch die Details und ein wirklich homogenes Klangbild. Der Klang ist durchschnittlich bis ordentlich, nicht mehr, nicht weniger. Gleiches gilt auch für das Mikrofon: Jeder versteht das Gesagte, von einer natürlichen Stimmwiedergabe ist das Kulo jedoch ein Quäntchen entfernt.
Tibor Bársony meint
Das Roccat Kulo hinterlässt einen gemischten Eindruck in allen Belangen. Einerseits werden zumeist hochwertige Materialien verwendet und die Verarbeitung lässt kaum Kritik zu. Andererseits fällt bei unserem Testmuster eine der Ohrpolsterungen gerne mal ab.
Der Klang ist bei der Wiedergabe als durchschnittlich bis ordentlich zu bewerten. Zu dumpf klingen die Spielinhalte, sofern man auf Details aus ist. Dasselbe Bild zeigt sich auch beim Musikhören: Der Klang ist inhomogen und wirkt stellenweise wie ein Brei. Soll Kulo lediglich basslastige Musik wie z.B. Elektro oder Hip Hop wiedergeben, sollte dieser Umstand nicht allzu sehr auffallen. Anspruchsvolleren Musikliebhabern, die gerne auch mal zocken und deshalb einen Kopfhörer-Headset-Spagat wagen wollen, sollten sich woanders umsehen.
In Filmen hingegen hat uns das Headset hingegen weder enttäuscht, noch begeistert. Für den einen oder anderen Streifen in einer LAN-Pause oder im heimischen Gefilden ist das Kulo gut geeignet. Die Stimmwiedergabe ist sauber und macht Spaß.
Die Wiedergabe der eigenen Stimme bei VoIP ist ebenfalls durchwachsen. Einerseits kommt alles ohne Rauschen, Knistern und Knacken beim Gegenüber an, doch führt sich auch in diesem Bereich das etwas dumpfe Gesamtbild des Kulo fort.
Als besonders praktisches Feature hat sich die automatische Stummschaltung beim Hochklappen des Mikrofonarms gezeigt. Ebenfalls gefallen hat uns die schwergängige Kabelfernbedienung, die ein versehentliches Verstellen der Lautstäke nahezu ausschließt.
Insgesamt haben wir vom Roccat Kulo mehr erwartet. Aufgrund der durchschnittlichen Klangeigenschaften in Aufnahme und Wiedergabe, finden wir den Anschaffungspreis von derzeit knapp 50 Euro etwas zu hoch. Die Konkurrenz bietet hier teils deutlich besseren Klang bei ähnlich gutem Tragekomfort. Die Verwindungssteifigkeit, Verarbeitung und Materialgüte rechtfertigen den Kaufpreis wiederum.
- Positiv
- Leicht und angenehm zu tragen
- Automatische Stummschaltung des Mikrofons
- Kein versehentliches Verstellen der Lautstärke
- Verarbeitung solide
- Neutral
- - / -
- Negativ
- Leicht herausfallende Ohrpolster
- Dumpfer Klang bei Wiedergabe von Spielen und Musik, ebenfalls bei der Stimmaufnahme
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