be quiet! Dark Rock 4: Leise Schönheit im Test
Besonders leise Produkte sind nicht ohne Grund das Spezialgebiet jenes Herstellers, der sich dieses Motto im Firmennamen verewigt hat. Nachdem wir bereits einige Netzteile und Lüfter aus dem Hause be quiet! begrüßen und testen durften, schaffte es nun die vierte Generation der Kühlerserie auf den Markt und zu uns in das Testlabor. Um die neueste Auflage mit dem Namen Dark Rock 4 nicht zu einem faden Aufguss verkommen zu lassen, hat sich der Hersteller für viele Merkmale noch einmal an den Zeichentisch gesetzt und etwaige Kritikpunkte aus den Reihen der Käuferschaft korrigiert, und damit die neue Generation noch ein Stück besser zu machen.
Mit einem großen 135 Millimeter-Lüfter aus der Silent Wings 3 Serie ausgestattet, macht sich der Kühler daran, bis zu 200 Watt an thermischer Verlustleistung leise abzuführen. Unterstützt wird die Konstruktion durch sechs Heatpipes und einem speziellen Lamellendesign in Wellenform, um die Wärmeabgabe des Single-Towers zu verbessern. Dem Betrachter fällt zudem sofort die komplett schwarze Beschichtung aller Elemente auf, sogar beim nun deutlich verbesserten Montagekit hat es sich be quiet! nicht nehmen lassen, auf die favorisierte Farbgebung des Unternehmens zu setzen. Drei Jahre Garantie mit einem guten Support für den Fall der Fälle runden das Paket ab. Ob sich der Kühler mit seinen ausgerufenen 60 Euro Verkaufspreis auch gegen die starke Konkurrenz behaupten kann, testen wir auf den nächsten Seiten für Euch.
Wir wünschen viel Spaß beim Lesen!
Technische Daten
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Verpackung / Lieferumfang
Bereits die Verpackung macht deutlich, dass be quiet! hier wieder Großes vorhat, denn genauso wuchtig erscheint das Äußere. Die Vorderseite wird in der oberen Hälfte von einem Abbild des Dark Rock 4 dominiert, darüber links gibt es einen Hinweis auf den verwendeten Silent Wings Lüfter, rechts ist dann das Herstellerlogo zu sehen. Im unteren Teil stehen Produktname, das Leitmotto des Kühlers auf Englisch ("Keine Kompromisse bei Lautstärke und Leistung"), der Hinweis "200 Watt TDP Kühlleistung" und weitere Features untereinander. Letzteres jeweils in Deutsch und der bereits erwähnten Fremdsprache. Die vier wichtigsten Eigenschaften erklären Bilder und dazu passende, zweisprachige Erklärungen auf der rechte Verpackungsseite. Auf der gegenüberliegenden Fläche beschreibt be quiet! die Firmenphilosophie. Der Verpackungsdeckel zeigt noch einmal Name, Motto und TDP sowie einen Hinweis zum Hersteller und der verwendeten Lüfterserie. Auf der Rückseite wartet neben den Aufrisszeichnungen inklusive detaillierten Maßangaben eine kompakte, aber praktische Tabelle mit den wichtigsten technischen Daten. Unterhalb sind noch diverse rechtliche Hinweise sowie Barcodes platziert.
Direkt nach dem Öffnen fällt der Blick sofort auf die kleine Pappbehausung, in welcher der Lüfter vor Transportschäden bewahrt wird. Darunter tauchen zwei Schaumstoffteile, jene schützen den Kühler, sowie eine weitere Kartonschachtel auf. Letzteres lässt sich aufklappen und offenbart den Blick auf die Montageanleitungen in sechs verschiedenen Sprachen, die zweite Seite enthält alle erforderlichen Teile für die Montage auf den unterstützten Sockeln. Dazu gehören neben Intels 115x und 1366 auch die High-End Plattformen 2011(-3) und 2066. Auf der roten AMD-Seite darf der Kühler auf allen Sockeln von AM2 bis AM4 sowie der FMx-Familie verbaut werden. Unserer Meinung nach eine sinnvolle Auswahl, schließlich ist der Dark Rock 4 auch für Prozessoren mit viel mehr Abwärme ausgelegt.
Praktischerweise sind Teile für die jeweiligen CPU-Hersteller in eigenen, wiederverschließbaren Tüten verpackt. Für AMD liegen zwei Haltebrücken, Abstandshalter, Gummiunterlagen und Schrauben bei, das Retention Modul des Mainboards wird ebenfalls benötigt. Bei Intel sind es schon einige Teile mehr, darunter eine eigene Backplate, zwei verschiedene Sets an Abstandhaltern und dazugehörigen Schrauben, zusätzlich noch vier Gummiringe sowie zwei Haltebrücken. Gemeinsam haben beide Sets, dass sie die Montageschiene zum Festhalten des Kühlers und die beiden dazugehörigen Schrauben teilen, dazu kommen noch Wärmeleitpaste in einer Spritze und die Lüfterklammern. Interessant ist, dass be quiet! vier Stück beilegt und damit ein 120 Millimeter Lüfter, im Gegensatz zum mitgelieferten 135 Millimeter Modell, zusätzlich auf der Rückseite des Kühlkörpers montiert werden kann, wenn ein weiterer kleiner Leistungsschub gewünscht ist. Den beigelegten Schraubendreher sehen wir als besonders schönes Detail im Lieferumfang, da damit einer problemlosen Verschraubung eigentlich nichts mehr im Weg stehen sollte. Bereits angesprochen wurden die sechs Montageanleitungen in genauso vielen unterschiedlichen Sprachen, darunter natürlich auch Deutsch, verfasst.
Im Detail
Die Basis-Konstruktion hält sich an die klassische Bauweise eines Tower-Kühlers, daher wird von einer Bodenplatte über Heatpipes die Wärme in den Kühlturm, beziehungsweise in dessen Lamellen, geleitet, um dort von parallel zum Mainboard strömender Luft abtransportiert zu werden. Letztendlich wird durch die Anordnung ein Weitertransport der anfallenden Abwärme direkt zu einem Hecklüfter begünstigt. Be quiet! setzt aber natürlich auch mit vielen Kniffen alles daran, dieses bekannte Konzept in ihren physikalischen Grenzen auszureizen, um verbesserte Leistungswerte zu erreichen.
Je nachdem, welche Seite des Kühlers betrachtet wird, ergibt sich eine andere Formgebung der schwarz beschichteten Lamellen. Auf der Seite, wo der Lüfter vorgesehen ist, sind alle Finnen in eine Wellenform geschnitten. Das soll laut dem Hersteller die Luftzirkulation und, daraus folgend, die Kühlleistung erhöhen und zeitgleich die Lautstärke reduzieren. Für die Rückseite werden die Lamellen in Dreiergruppen zusammengefasst, wobei abwechselnd je eine Gruppe mittig weiter heraussteht und sich dafür an den äußeren Enden zurückhält, während die nächste Gruppe wieder genau entgegengesetzt ausgeführt ist.
Die schwarze Lackierung respektive Keramik-Beschichtung für eine verbesserte Wärmeübertragung ist natürlich ein optisches Highlight, umfasst sie doch alle sichtbaren Teile, abgesehen von der im verbauten Zustand ohnehin versteckten Bodenplatte. Daraus ergibt sich im Zusammenspiel mit der großen Abschlussplatte auf den Lamellen und den Kappen für die Heatpipes ein sehr durchdachtes und hübsches Produkt. Natürlich konnte es der Hersteller auch nicht lassen, sich selbst im Produkt zu verewigen und fertigt mittels des Diamond Cut Verfahrens den silbrig glänzenden be quiet! Schriftzug an. Dieser sitzt mittig und gut sichtbar auf der großen Finnen-Platte und kommt bei Gehäusen mit einem Seitenfester besonders gut zur Geltung. Mit knapp 160 Millimetern Höhe eignet sich der Dark Rock 4 zudem noch für den Einbau in die allermeisten Midi-Tower, selbst Mini-Cases bieten mittlerweile genug Stauraum für diese Größe.
Etwas Kritik müssen wir leider über die Kratzfestigkeit der schwarzen Beschichtung auf den Lamellen üben. Bei normaler und vorsichtiger Benutzung beschädigten wir an den Stellen, wo die Lüfterklammern eingehängt werden, dennoch sichtbar die Farbe. Da es im Laufe der Reviews mehrere Male der Fall war, dass wir den Lüfter demontierten und wieder anbrachten, was auch im Alltag nicht unüblich ist, stellt dies keine außergewöhnliche Belastung des Materials dar und sollte nicht passieren. Das helle Aluminium fällt leider auf und trübt somit etwas die ansonsten tolle Optik.
Ein halbes Dutzend Heatpipes zu je sechs Millimeter Durchmesser verbinden die Bodenplatte mit den Kühllamellen. Das eigentliche Material unter der schwarzen Beschichtung ist natürlich Kupfer, welches sich durch die exzellente Wärmeleitfähigkeit einfach dazu prädestiniert. Interessant und funktional ist die Anordnung, in welcher die Heatpipes in den Turm münden. Abwechselnd verläuft zuerst ein Exemplar in der äußeren Reihe, nachfolgend ein Stück näher an der Mitte. Damit erreicht man eine bessere Verteilung der Wärme über die Kühlfläche, womit natürlich die Leistung des Wärmeabtransportes steigt.
Die vernickelte Bodenplatte ist ausgesprochen plan geschliffen worden. Auf unserem Modell fanden sich noch leichte Rückstände von Flüssigkeiten während der Herstellung oder des Klebers der Schutzfolie, damit beim Transport nichts passiert. Das ist natürlich unschön, lässt sich glücklicherweise aber einfach reinigen. Ein bemerkenswertes Detail findet sich auf der Oberseite der Bodenplatte. Dort sind, neben der mittigen ebenen Fläche für die Haltebrücke, seitlich auch kleine, grob strukturierte Kühlfinnen aus Metall eingearbeitet. Potenziell lässt sich mit jenen noch ein kleiner Temperaturvorteil herausholen. Wir sind jedoch zuversichtlich, dass die massive Heatpipe-Konstruktion die Wärme schnell genug abtransportiert, sodass es eigentlich zu keinem Hitzestau kommen sollte.
Der Lüfter stammt natürlich aus dem Hause be quiet! und hat seine technischen Grundlagen der Silent Wings 3 Generation zu verdanken. Mit einem Durchmesser von 135 Millimeter zu 22 Millimeter Dicke und Halterung im 120er Format handelt es sich allerdings um ein sehr außergewöhnliches Produkt, welches es so gar nicht auf dem Markt zu kaufen gibt. Im Falle eines Defektes nach der dreijährigen Garantie muss dementsprechend auf einen Lüfter mit den richtigen Bohrungen gesetzt werden, jene sind dann aber in der Regel mit ihren 120 Millimeter entsprechend kleiner. Mit 300.000 Betriebsstufen unter Optimalbedingungen bleiben selbst im wärmeren PC-Gehäuse mehr als genug Reserve für eine lange Benutzung, womit das Szenario eines Ausfalles sehr unwahrscheinlich wird. Das hier vorliegende Exemplar lässt sich mittels PWM-Signals über den 4-Pin Stecker auf bis zu 1400 U/min hochsteuern.
Beim Lager setzt der Hersteller auf die sehr hochwertige "Fluid Dynamic Bearing" (kurz FDB) Ausführung. Grundsätzlich teilt sich das Lüfterlager in zwei Kategorien: Gleit- und Kugellager. Letztere Version kennen viele Leser sicherlich aus dem Bereich der Automobile oder der Antriebstechnik, diese gelten auch im IT-Sektor als besonders langlebig und hochwertig. Jedoch haben sie, durch den mechanischen Kontakt der Kugeln, auch eine gewisse Mindestlautstärke, welche nicht jedem gefällt. Das wird durch den Einsatz der Gleitlager verhindert. Hier reduziert ein Schmiermittel den Kontakt auf ein Minimum, was zumindest zu Beginn für ein sehr leises Betriebsgeräusch sorgt. Leider wird dieses Gleitmittel über die Zeit hin aufgebraucht und zugestaubt. Der Lüfter beginnt unruhig zu laufen, gibt störende Geräusche von sich oder stellt gar die Arbeit komplett ein. Um diesen Effekt möglichst lange zu verhindern, sind die Hersteller dazu übergegangen, diese Mittel speziell zu kapseln. Damit wird dem Verlust vorgebeugt und kombiniert so ein geringes Betriebsgeräusch mit einer hohen Lebenserwartung des Lagers. Diese Kombination nennt sich, wie bereits vorhergehend erwähnt, Fluid Dynamic Bearing und ist in unseren Augen eine ausgezeichnete Wahl.
Von seinen äußerlichen Werten her, weiß uns der Dark Rock 4 bereits auf jeden Fall zu gefallen. Mit der massiven Kühlkonstruktion, die auf viele Lamellen und ganze sechs Heatpipes setzt, sind wir optimistisch, dass frostige CPU-Temperaturen bei niedriger Lautstärke erreicht werden. Außerdem ist die Optik sehr stimmig und durchdacht, lediglich kleine Schäden an der schwarzen Beschichtung entstehen schnell und trüben den Gesamteindruck durch das darunterliegende, helle Aluminium etwas.
Die Montage
Für die Montage wird im ersten Schritt die Backplate vorbereitet. Dafür müssen vier kleine Stifte an die richtige Position gesteckt und auf der anderen Seite mittels kleiner Gummiringe fixiert werden. Als Zweites kommt das Konstrukt auf die Rückseite des Mainboards und wird von der Vorderseite durch vier Metall-Abstandshalter mit Gewinden auf beiden Enden festgezogen. Das geht mit den Fingern zum Glück recht einfach und praktikabel. Mittels vier kleiner Schrauben sind die Metallbrücken, auf denen dann eine weitere große Halteschiene anzubringen ist, zu fixieren. Aufpassen muss man an dieser Stelle aber auf die Ausrichtung, damit der Kühler nachfolgend in die passende Richtung montiert werden kann. Leider war der Schritt mit dem vorhandenen Schraubendreher etwas anstrengend, da der Schraubkopf zu klein respektive das Kreuz am Werkzeug zu groß ist. Hier hätte der Hersteller unserer Meinung nach etwas mehr Sorgfalt walten lassen können, um eines der beiden Teile entsprechend anzugleichen.
Bevor der Kühlkörper auf der CPU montiert wird, muss unbedingt die Schutzfolie von der Bodenplatte entfernt und Wärmeleitpaste auf den Heatspreader aufgetragen sein, da ansonsten keine ausreichende Kühlleistung garantiert ist. Danach kommt der Kühler auf den Prozessor und die Halteschiene wird über die Bodenplatte in die entsprechende Einkerbung gelegt. Anschließend braucht der Koloss nur mehr verschraubt zu werden. Dank des beigelegten Werkzeugs geht dies in diesem Fall problemlos von der Hand.
Zum Abschluss wird noch der Lüfter am Metallkorpus angebracht. Empfehlenswert ist hierbei, zuerst die Klammern am Luftquirl einzuhaken, darauf am Kühlblock zu positionieren und zum Schluss seitlich einhängen. Danach sitzt alles sehr gut an seinem Platz, natürlich sollte aber der PWM-Stecker noch seinen Platz am CPU-Fan-Anschluss finden.
Insgesamt gefällt uns die Montage gut, was auch an der leicht verständlichen, da bebilderten und sinnvoll beschrifteten, deutschen Anleitung liegt. Allerdings werden vergleichsweise viele Teile und Schritte benötigt, insbesondere, wenn man Systeme anderer Premium-Hersteller heranzieht. Trotzdem geht die Montage nun deutlich einfacher von der Hand und ist für unerfahrene Bastler gleichermaßen einfach zu bewältigen. Dass der mitgelieferte Schraubendreher nicht auf allen Schrauben perfekt passt, könnte kurioser nicht sein, stellt aber kein echtes Hindernis dar.
Grundlegende Information und Philosophie bezüglich des Testsystems
Auf diesem i7-System werden wir uns überwiegend mit Kühlern beschäftigen, die für die Abfuhr von großen Mengen an Wärme eignen. Dazu gehören vor allem Kühler im Tower-Design, vielen Heatpipes, 120 oder 140 Millimeter Lüftern, gerne auch in doppelter Ausführung. Bei der Bauhöhe bewegen wir uns mehrheitlich um die 160 Millimeter, jedoch sind auch Ausflüge darunter oder darüber zu erwarten.
Aber nicht nur neue Kühler werden getestet! Auch auf diverse ältere Produkte, die eventuell nicht mehr im Hauptaugenmerkt liegen werden wir bei Gelegenheit den einen oder anderen Blick werfen, schließlich können jene auch noch für die ein oder andere Überraschung gut sein. Somit entdeckt man vielleicht ein Modell erneut, der für das eigene, neue Gaming- oder Hochleistung-System interessant sein könnte.
Testverfahren
"Als Testverfahren zur Temperaturmessung haben wir uns ein Belastungsszenario mit durchgehend hoher Auslastung und damit verbundener Wärmeentwicklung ausgesucht, um die Kühler an die Leistungs-Grenzen zu führen und dabei eventuelle Schachstellen aufzudecken, sowie Vergleiche zwischen den Produkten untereinander machen zu können. Als Programm verwenden wir CoreDamage, welches sich als thermisch zuverlässig erweist.
Alle Kühler werden mit derselben Wärmeleitpaste (Noctua NT-H1) betrieben. Die umgebende Raumtemperatur des nicht schalldichten Raums beträgt ~23°C. Gemessen wird die Temperatur der CPU mittels "HWMonitor" und "CoreTemp" zweifach, um eventuelle Abweichungen durch ein Programm ausschließen zu können. Um unabhängig von der Umgebungsluft zu werden, welche allerdings meistens um die 23 Grad Celsius hat, geben wir das Ergebnis in Differenz zur Raumtemperatur in Kelvin an. Eine kurze Erklärung für Laien: Wenn es um ein Grad wärmer wird, sind das bei Celsius und Kelvin gleich viel, lediglich der Punkt, wo null Grad sind, unterscheidet sich. Um auch den Physikern gerecht zu werden, werden wir Temperatur-Differenzen in Kelvin angeben, da dies der korrekte Weg ist. Daher sind die Messwerte immer "x Grad mehr als der Raum" zu lesen. Ein Beispiel: Ein Kühler erreicht 40 Grad Kelvin, die Raumtemperatur liegt bei gemütlichen 23 Grad Celsius. Daher wird die CPU letztendlich 63 Grad heiß.
Die Lautstärke des Kühlers wird mit einem Schallpegel-Messgerät ermittelt. Hierbei messen wir die Lautstärke bei 100%, 75% und 50% Drehzahl des Lüfters. Die Messung erfolgt in einem Abstand von 50 cm vor dem Lüfter. Um möglichst alle Geräuschquellen bei den Lautstärke-Messungen zu vermeiden, nutzen wir ein passives Netzteil und eine SSD-Festplatte. Bei allen Messungen liegt das Mainboard frei auf dem Tisch, ohne weiteren Nebenlüfter. Die Ergebnisse der Lautstärkemessungen kann sich von Redakteur zu Redakteur unterscheiden. Wie kommt es zu den unterschiedlichen Messabständen bei den Redakteuren? Dies erläutern wir hier:
Die Testumgebung des Redakteurs
Da unser Team geografisch weit verstreut ist, haben wir kein gemeinsames Redaktionsbüro, weshalb die Redakteure in ihren eigenen Räumlichkeiten arbeiten. Aufgrund der stark abweichenden Raumgrößen und Einrichtungen kann es bei jedem zu anderen Ergebnissen kommen, genauso wie bei dem Leser daheim.
Kahle Wände reflektieren mehr Schall, wodurch Geräuschmessungen lauter ausfallen. Sind die Wände durch Schränke oder Regale mit Büchern abgedeckt, absorbieren sie mehr Schall, wodurch bei den Geräuschmessungen leisere Werte zustande kommen.
Deshalb gibt jeder Redakteur die Gegebenheiten seiner Räumlichkeit an, in dem der Test stattfindet. Als Orientierungswert wird der Messwert angegeben, den der Redakteur in seiner Räumlichkeit bei absoluter Stille misst.
Wie ist die Räumlichkeit zu diesem Testsystem?
Der Redakteur testet seine Komponenten in einem mittelgroßen Büroraum, welcher die Maße von ca. 5 x 5 x 2.5 Meter (L x B x H) besitzt. Die Seite hin zur Außenmauer mit einem großzügigen Fenster ist im oberen Viertel durch das Dach leicht abgeschrägt, an fast drei von vier Wänden befinden sich lärmschluckende Bücherregale, kaum eine Wandfläche ist frei, womit ein eher ruhiger Raum entsteht. Zudem wohnt der Redaktuer in einer auch eher leiseren Siedlung etwas abseits der Bundesstraße, womit der Verkehrslärm durch die Mauern und Fenster effektiv abgehalten wird. Der geringstmögliche Messwert der Lautstärke in dem Raum lag bei 32 dB(A).
Das Testsystem
Netzteil | Seasonic Platinum Fanless 400W (passiv) |
Mainboard | MSI Z270M Mortar |
Prozessor | Intel i7-6700K (4x 4.0 GHz) * |
Grafikkarte | iGPU |
Arbeitsspeicher | Crucial Ballistix 16 GB DDR4 |
Festplatte / SSD | M.2 Samsung 960 Evo 256 GB |
Betriebssystem | Windows 10 Pro (64 bit) |
Software zur Lüftersteuerung |
MSI Command Center |
Schallpegel-Messgerät | Voltcraft SL100 |
* Hinweis zur CPU: Unsere i7-6700K CPU wird vom Mainboard automatisch auf 4 Ghz bei Last auf allen Kernen getaktet und mit der passenden Spannung versorgt. Den letzten Wert haben wir unverändert gelassen, da er sich bei den Messungen praktisch im selben Rahmen bewegt und so Probleme verhindert werden.
Temperaturen
Beginnen wir mit den Temperatur-Messungen, also welche Kühlleistung von dem hier getesteten Kühler im Vergleich zu anderen Produkten erreicht wird. Dabei gilt klarerweise, dass weniger besser ist. Denn je kühler ein Prozessor bleibt, desto mehr Spielraum besteht für ein Herunterregeln des Lüfters und damit einhergehender reduzierter Lautstärke oder aber für zusätzliche Kühl-Ressourcen bei Übertaktungen.
Um das Prinzip der Messungen noch einmal zu erläutern: Die angegebenen Temperaturwerte sind abzüglich der Raumtemperatur, um somit eine bessere Vergleichbarkeit zu ermöglichen und eine schwankende Raumtemperatur abfedern zu können. Die "reale" Temperatur ist daher der Messwert zuzüglich der jeweils beim Leser vorherrschenden Umgebungstemperatur, womit man sich auch auf die eigenen vier Wände bezogen ein gutes Bild machen kann, ob der Kühler für die eigenen Bedürfnisse ausreicht oder nicht.
Der Dark Rock 4 sichert sich durchgehend, mit einem kleinen Abstand auf den bisherigen Spitzenhalter, den ersten Platz. Dafür sollte man aber im Kopf behalten, dass der be quiet! auch die meisten Heatpipes und den größten Lüfter hat - sowie das teuerste Modell ist. Deshalb freut es uns besonders, dass sich der Materialeinsatz offenbar auszahlt und dem Prozessor noch viele Reserven für Übertaktung freistehen oder die Drehzahl weiter gesenkt werden kann. Insgesamt handelt es sich um ein fantastisches Ergebnis.
Lautstärke
Werfen wir nun einen genaueren Blick auf Drehzahlen und Lautstärke-Ergebnisse. Alle Kühler wurden dabei natürlich auf demselben System bei praktisch gleichen Umgebungsbedingungen getestet. Das gesamte Testfeld wird über ein PWM-Signal geregelt. Eingestellt und gemessen wurde mit Hilfe des "Command Center" von Mainboardhersteller MSI selbst.
Allgemeiner Hinweis: Im normalen Nutzungsbetrieb erreichen die Lüfter von CPU-Kühlern nie den Drehzahlbereich von 100%.
Der nun leistungsstärkste Kühler ist gleichzeitig auch das leiseste Modell, dass wir bisher testen durften. Nicht einmal bei maximaler Drehzahl, wo der Prozessor sprichwörtlich kurz vor dem Erfrieren steht, wird es störend laut, wenngleich es schon deutlich hörbar ist. Dies liegt auch an dem angenehm tiefen Geräusch, welches die durchströmende Luft von sich gibt. Das Lüfterlager agiert praktisch lautlos. Solange maximal 75% Drehzahl anliegen, hört man den Dark Rock 4 nur mehr leise aus einem geschlossenen Gehäuse heraus, mit der halben Drehzahl handelt es sich endgültig um ein nahezu lautloses Produkt. Unser Tipp lautet, den Kühler auf 50% zu begrenzen, solange die Temperaturen mitspielen, wobei wir allerdings für einen regulären Mainstream-Prozessor keine Bedenken haben.
Drehzahlen
Mit einer niedrigen Lautstärke geht, wie auch hier zu sehen, eine geringe Drehzahl einher. Der große Lüfter spielt dabei natürlich eine Rolle, da Modelle mit mehr Rotorfläche einfach mehr Luft je Umdrehung bewegen können als kleinere Pendenten. Trotzdem ist es schön zu sehen, dass die Silent Wings 3 Technologie im Vergleich zu ähnlich schnellen Modellen einfach leise und leistungsstark agiert. Die obere Drehzahlgrenze wird dazu noch sehr genau eingehalten.
Katharina Sternbauer meint
Mit dem Dark Rock 4 löst be quiet! nicht nur die dritte Kühler-Generation ab, sondern besitzt damit auch ein neues, großartiges Produkt im Katalog. Bei den Temperaturen hält der heutige Kandidat unter allen Mitbewerbern den Prozessor am Kühlsten und geht dabei gleichzeitig auch am Leisesten zu werke. Selbst mit maximaler Drehzahl wird der Lüfter nur leicht hörbar und nicht störend. Dazu weiß die auch die Optik zu gefallen und der Hersteller beweist, dass ein tolles Aussehen nicht auf Kosten der Performance gehen muss. Generell ist schwarz natürlich immer ein guter Griff, aber besonders mit der Aluminium-Abdeckung der Lamellen ergibt sich ein optischer Leckerbissen. Passend dazu wurde selbst beim Montagekit auf die einheitliche Farbgebung geachtet. Mit der Verpackung hatten wir unsere Freude, so zeigt sich der Innenraum gut aufgeräumt, sortiert und gepolstert. Transportschäden sind damit unserer Meinung faktisch auszuschließen.
Der Einbau, einer der größeren Kritikpunkte von Fachpresse und Käufern beim Vorgänger, hat die notwendige Überarbeitung erfahren und geht nun einfacher von der Hand. Die Backplate ist schnell vorbereitet und dank Abstandshalter, Haltebrücken und Montageschienen befindet sich der Kühler bombenfest an Ort und Stelle. Kurios ist unserer Meinung nach, dass der sehr praktische, beigelegte Schraubendreher nicht mit jedem benötigten Schraubenkopf kompatibel ist, da ein sehr großes Kreuz verwendet wird. Es lässt sich prinzipiell zwar die Montage damit bewältigen, bringt aber immer die Gefahr der Beschädigung von Schraubköpfen mit sich. So gut die Installation auch insgesamt gelungen ist, mancher Mitbewerber am Markt hat das eigene System einfach noch ein Stück komfortabler und einfacher gestaltet, wo be quiet! leider nicht ganz herankommt. Der richtige Weg wurde mit dem Dark Rock 4 aber definitiv eingeschlagen.
Leider zeigt sich die schwarze Beschichtung an den Lamellen nicht so resistent gegen versehentliches Zerkratzen wie gewünscht, in unserem Fall mit den Lüfterklammern. Bereits nach wenigen Montage-Durchgängen des Lüfters konnten wir das Aluminium durchblitzen sehen, sehr schade. Beim Luftquirl wiederum kommt ein hauseigenes 135 Millimeter Model zum Einsatz, welcher, wie bereits erwähnt, sehr leise zu Werke geht, aber nicht direkt nachgekauft werden kann. Sollte ein zweites Exemplar zur Leistungssteigerung gewünscht sein, muss auf ein 120 Millimeter Pendant ausgewichen werden, für uns ein kleines bisschen verschenktes Potenzial. Im Falle eines Defekts wird zumindest innerhalb der Garantiezeit von nur durchschnittlichen drei Jahren ein Ersatz zur Verfügung gestellt. Da die verwendete Technik dafür sehr hochwertig ist, steht einer langen Laufzeit des Kühlergespanns nichts im Wege.
Obwohl es jetzt so aussehen mag, als ob der Dark Rock 4 mit vielen Schwächen zu kämpfen hat, sind es letztendlich nur kleinere Details. Diese hätten natürlich nicht sein müssen, können aber das Gesamtbild mit niedrigen Temperaturen, dem flüsterleisen Betrieb und ansonsten toller Verarbeitungsqualität sowie Optik nicht wirklich trüben. Daher gibt es von unserer Seite eine klare Kaufempfehlung.
- Positiv
- Starke Kühlleistung
- Durchgehend leise, nie störend
- Tolle Optik
- Generell gute Verarbeitung
- Durchdacht aufgebaute Verpackung
- Vereinfachte Montage im Vergleich zum Vorgänger
- Neutral
- Montage im Vergleich zu anderen Premium-Herstellern noch immer komplexer
- 3 Jahre Garantie sind gut, für die Preisklasse aber nicht viel
- Negativ
- Lamellen zerkratzen durch Lüfterklammern und Aluminium kommt zum Vorschein
- Lüfter nicht im Handel frei erhältlich, zweiter Lüfter dadurch auf 120 Millimeter beschränkt
- Beigelegter Schraubendreher nicht für alle Schrauben passend
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