Corsair H80: Auf großer Fahrt
Einleitung
Netzteile, Gehäuse, Audiokomponenten - neben dem Kerngeschäft mit Arbeitsspeicher hat Corsair nach und nach gänzlich neue Geschäftsfelder geentert. Jüngste Prise: High-End Kühllösungen mit kompakten Abmaßen und jeder Menge Leistung, der heilige Gral der Tempelritter. Statt dem kitschigen Jungbrunnen-Kelch kommen vertrautere Zutaten in den Topf. Mittel der Wahl bleibt Wasser: Eine Hydrokühlung der zweiten Generation soll es sein.
Mit 45 Millimeter dickem Radiator und zwei extrem schnell drehenden Lüftern samt integrierter Steuereinheit entspricht die H80 zumindest bezüglich der Rahmendaten fast exakt Antecs jüngst getesteter H2O 920. Beide werden allerdings bei verschiedenen Anbieter gefertigt: CoolIT tritt gegen Asetek, vertreten durch das Antec-Produkt an. Ob Corsair den Kühlermarkt tatsächlich als Geisel nach Somalia schaffen konnte und wo eigentlich die Unterschiede zwischen beiden Varianten liegen, haben wir bei einer Buddel Rum herausgefunden.
Technische Daten im Detail und Lieferumfang
Modell | Corsair H80 |
Preis | ~77 € |
Gesamtmaße (B x H x T) |
119 x 153 x 94 mm (Radiator) 67 x 80 x 39 mm (Kühleinheit) |
Besonderheiten | Lüftersteuerung, Corsair-Link |
Gewicht mit Lüfter |
1079 g |
Verdeckte RAM-Slots |
0 |
Lamellenabstand |
1,5 - 2 mm |
Schlauchlänge | 250 mm - Ø 10 mm |
Lüfter | 2 x 120 mm Corsair OEM |
Anschluss |
3-Pin |
Geschwindigkeit |
1300 - 2500 U/Min |
Förderleistung |
77.74 - 155.48 m³/h |
B [A] - Hersteller |
22 - 39 |
Kompatibilität | LGA 2011, 1366, 1156, 1155, 775 AM3, AM2+, AM2 |
Die H80 schippert im Corporate-Karton mit dem üblichen schwarz-blauen Farbmuster der Corsair-Kühlungen. Die wichtigsten Features trägt das Pappteil direkt zu Markte: Die enorme Kühlleistung bei geringem Platzbedarf, die Kompatibilität zur Steuersoftware Corsair Link sowie das Versprechen, nicht "noisy" zu sein. Als Bonus bewirbt der Piratenhersteller den eigenen Support per Forum oder Email.
Den Stolz auf Service findet das wachsame Auge auch im Lieferumfang: "Stopp" schreit der rote Beipackzettel und fordert den Käufer auf, das Produkt nicht zum Händler zurückzubringen, sondern sich bei Problemen oder Defekten während der üppigen fünf Jahre Garantiezeit direkt an den eigenen Support zu wenden. Was nicht auf dem Zettel steht: Wer Ware direkt zu Corsair schickt, sendet nach Holland - und trägt die Kosten für das Einschicken selbst. Dafür dauern RMAs in der Regel nur etwa zwei Wochen. Inklusive der Versandwege. Ansonsten liegt neben einer Montageanleitung das Übliche im Boot: Montagematerial für alle aktuellen AMD- und Intel-Sockel, bei letzteren sogar für den kommenden mit Nummer 2011. Wärmeleitpaste wurde leider bereits auf dem Kühlerboden aufgetragen. Das vereinfacht die Montage, setzt aber für eine erneute Verwendung den Erwerb eines Drittproduktes voraus.
Hydrokühler bestehen in aller Regel aus zwei Komponentenblöcken: Dem Radiator zur Wärmeabfuhr und dem Kühlblock, der gleichzeitig die Pumpe zur Flüssigkeitszirkulation enthält. Bei den teureren Lösungen wie dem heutigen Probanten ist dort zusätzlich noch eine Lüftersteuerung integriert. Im Unterschied zu einer echten Wasserkühlung sind diese Lösungen in sich geschlossene, nicht erweiterbare Systeme, die zugunsten von kompakten Abmaßen auf große Radiatoren oder einen separaten Ausgleichsbehälter verzichten. Das Funktionsprinzip ändert sich jedoch nicht: Per Flüssigkeit wird die Wärme schnell an einen Ort transportiert, wo mehr Oberfläche zu ihrer Abgabe bereit steht.
Wichtigstes Merkmal des eckigen Kühlmoduls ist die bereits angesprochene Lüftersteuerung mit drei Stufen und weißer LED-Anzeige. Per Knopf kann zwischen den einzelnen Modi umgeschaltet werden, was bei unbedachtem Drücken zu Fingerabdrücken auf dem umliegenden Glanzplastik führt. Eine USB-Steuerung mit manuell anpassbarer Regelkurve wie beim Antec-Produkt gibt es hier allerdings nicht - im Lieferumfang zumindest. Das dafür notwendige Zubehörteil hört auf den Namen "Corsair Link" und kann für 99 Dollar neben kompatiblen Produkten wie der H80 auch LEDs und Lüfter steuern. Wie die H2O 920 verfügt auch die H80 über Sensoren zur Steuerung der Lüfter. Dabei kann die Piratenkühlung Wassertemperatur, -druck und den Durchfluss überwachen. Zum Auslesen wird jedoch die Zusatzsteuerung benötigt. Für die Geschwindigkeit der Lüfter maßgeblich ist zum einen die Wassertemperatur, zum anderen die gewählte Regelstufe: Stufe eins lässt Drehzahlen zwischen 900 und 1300 U/Min zu, Stufe zwei zwischen 1300 und 2000 Umdrehungen während der letzte Modus zwischen 1600 und vollen 2600 Rotationen wählt. Für Überblick diesbezüglich sorgt die dreistufige LED-Anzeige auf der Pumpeneinheit selbst.
Für das Ansprechen der beiden Lüfter stehen zwei vier-Pin PWM-Stecker zur Verfügung. Dies ist besonders löblich, da die beiden mitgelieferten Exemplare nur über drei Pins versorgt werden, was bei einem Austausch eine freie Motorenwahl ermöglicht. Corsair verbaut allerdings nur Anschlüsse ohne Kabel. Das sorgt für eine einheitliche Optik, die von den Strippen der Lüfter definiert wird oder bei deren anderweitiger Verbindung keine unnützen Überschüsse produziert. Fest verdrahtet ist nur die Stromversorgung, die per 4-Pin Molexstecker direkt vom Netzteil erfolgt. Die kleine 3-Pin Variante dient nur zum Auslesen der Pumpendrehzahl am Mainboard. Schwarze Strecker und Flachbandkabel sorgen auch hier für eine edle, einheitliche Optik.
Der Boden des Basismodules besteht bei CoolIT aus einer eckigen Kupferplatte, auf deren Rückseite Finnen Wärme an die Flüssigkeit im System abgeben - das funktioniert wie bei normalen Luftkühlern auch.
Der zum System gehörende Radiator ist ebenso wie bei Antec eine für hohe Leistung ausgelegte Version. Bei Corsair allerdings schlägt man die Kerbe weniger extrem, denn zum einen sind die Abstände der Lamellen etwas weiter, zum anderen hat man einen halben Zentimeter in der Tiefe gespart. Das dürfte einem allzu starken Einbrechen bei niedrigen Drehzahlen entgegenwirken, wenngleich ein Betrieb mit nur einem Lüfter trotzdem keinen Sinn macht. Bezüglich der Verarbeitung gibt sich der schwarze Block keine Blöße. Selbst an nicht sichtbaren Stellen gleichmäßig aufgetragene Farbe und allenfalls minimal verbogene Lamellen sind auch bei echten Wasserkühlungen der gehobene Standard. Die geriffelten Plastikschläuche, für den Transport der Kühlflüssigkeit verantwortlich, werden durch Kleber fest an ihrem Platz gehalten. Optisch passen sie nicht ganz zur schlichten Kühlung, sind vor allem aber mit etwa 25 Zentimetern Länge recht kurz und insbesondere steif. Hier hat Antec bezüglich der "usability" definitiv einen besseren Job gemacht. Die Stehkraft der widerborstigen Corsair-Schläuche soll allerdingslaut Hersteller gegenüber Gummilösungen Vorteile bei der Langlebigkeit des Systems bringen, weshalb satte fünf Jahre Garantie gewährt werden.
Für das Zuführen frischer Luft sorgen zwei 120 Millimeter Exemplare von Corsiar, OEM-Modelle. Mit sieben Lüfterblättern ohne besondere Formgebung liegt quasi der Prototyp eines Ventilators im Paket, auch bezüglich der Drehzahl: Mit 2600 U/Min wird hier mehr umgesetzt, als am Horn von Afrika. Beängstigend, zumal die minimale Geschwindigkeit schon bei 1300 Rotationen erreicht ist. Wie auch an der Basiseinheit hat Corsair 30 Zentimeter lange schwarze Kabel und Stecker verbaut. Auf eine Entkopplung oder gar Shroud um den Spalt zwischen Lüfter und Radiator abzudichten wurde wie bei Antec verzichtet.
Die Montage
Gegenüber Asetek-Produkten wie Antec H2O 920 oder den eigenen Vorgängern H70 und H50 lässt sich das neueste Boot der Corsair-Flotte spielend einfach montieren - wie ein ganz normaler Kühler. Dazu wird zunächst die Backplate mit dem Mainboard verschraubt - die Gewinde an ersterer lassen sich für den richtigen Lochabstand einfach schieben, was gegenüber der verklebten Version von Antec die Wiederverwertbarkeit sichert. Anschließend muss zuerst die Montage des Radiators an einer 120mm-Lüfterposition erfolgen, wobei der zweite Lüfter erst angeschraubt werden kann, sobald der Kühler mit Rändelschrauben auf dem Prozessor fixiert wurde - ansonsten sind selbige nicht mehr (gut) zugänglich. Die Kombination aus Gewinde und Rändelschraube wirkt dabei dem Drehmoment der recht steifen Schläuche entgegen - definitiv eine Erleichterung. Die Halterung für Intel-Mainboards findet das suchende Auge bereits vormontiert, nur AMD-Nutzer müssen hier etwas länger schrauben. Dafür können sie auf das originale Retention-Modul ihres Herstellers zurückgreifen.
Da nicht wirklich viele Teile benötigt werden, kann die Anleitung auf einen schriftlichen Teil verzichten: Detaillierte Bilder helfen dem Nutzer präzise beim Einbau. Im Gehäuse bietet die H80 wie schon die Antec 920 jede Menge Platz um den CPU-Sockel herum, während der dicke Radiator in der Strafecke keinen wertvollen Platz blockieren kann. Die Trennung von Wärmeaufnahme und -abgabe sorgt außerdem dafür, dass nur ein kleiner Teil des über einen Kilo hohen Maximalgewichtes am Sockel selbst zieht.
Das Testsystem
Für unser Testsystem setzen wir auf ein Lian-Li PC60FN Gehäuse. Gegenüber einem offenen Testaufbau erhalten wir praxisnahe Ergebnisse, auch wenn durch die Vielfalt an Komponenten und Konfigurationen keine hundertprozentig übertragbaren Werte generiert werden können.
Zur Geräuschreduktion haben wir sämtliche Gehäuselüfter durch besonders leise Varianten ersetzt und an einer Scythe Kaze Master Lüftersteuerung angeschlossen. Im Heck schaufelt nun ein Noiseblocker Multiframe M12 S2 Luft (650 U/Min), ebenso wie auf dem CPU-Kühler, einem Thermalright HR-02. Dieser zeichnet sich für den Intel Core i7 920 im C0-Stepping zuständig - ein echter Hitzkopf mit 130 Watt TDP, der wie geschaffen für unseren Kühlertest ist. In die Front setzen wir einen Noctua NF-P14 FLX, der mit nur 450 U/Min rotiert. Da die meisten Nutzer Krach nicht mehr mit Leistung gleichsetzen, orientieren wir uns hier an den momentanen geräuschtechnischen Anforderungen. Die Festplatte hingegen muss sich in ein Scythe Quiet Drive zwängen und wird mittels eines einfachen Baumarktschwammes auf dem Gehäuseboden entkoppelt. Als Testkarte nutzen wir eine AMD HD3870 im Referenzdesign, die von einem Scythe Musashi gekühlt wird, dessen Lüfter während der Benchmarks auf 5V gedrosselt laufen.
Testsystem:
- Intel Core i7 920 (3,4 GHz)
- Asus P6TD Deluxe
- 6 GB DDR3 1333
- Western Digital Black 640 GB
- Antec TruePower New 550 W
- AMD HD3870 (Scythe Musashi)
Zur Leistungsmessung belassen wir den Rechner nach dem Einschalten zunächst 15 Minuten im Leerlauf. Anschließend belasten wir ihn eine weitere Viertelstunde mit Core2MaxPerf in der Version 1.7. Hierbei werden alle acht logischen Kerne der CPU belastet. Temperatur und Takt werden dabei mit RealTemp 3.60 beobachtet. Nach Ablauf der Zeit wird ein Mittelwert aus den Ergebnissen der einzelnen Kerne gebildet. Aufgrund der mit zunehmender Differenz zum Notabschaltpunkt ungenauer werdenden Temperatursensoren verzichten wir auf Messungen im Idle-Betrieb. Reicht der Kühler unter Last aus, tut er das ohne erst recht. Dank eines Raumthermometers können wir Delta-T- Werte [K] ermitteln. Dabei ist die durchschnittliche Temperatur aller vier Prozessorkerne maßgeblich, weshalb wir die Ergebnisse mit einer Nachkommastelle ausgeben. Eine gewisse Messtoleranz lässt sich bei aller Umsicht dennoch nicht vermeiden. Um gleiche Voraussetzungen für alle Kühler zu schaffen, kommt für die Tests ausschließlich MX-2-Wärmeleitpaste von Arctic an CPU und Kühler. Sämtliche Runs werden zweimal ausgeführt: Sowohl mit dem Normaltakt des Prozessors (2,67 GHz) als auch in moderat übertaktetem Zustand (3,4 GHz ohne Spannungserhöhung). Die Geschwindigkeitsstufen mit 100, 75 und 50 Prozent der Maximaldrehzahl werden ebenso wie die Drehzahlmessungen zwischen 500 und 1200 U/Min mit der Scythe Kaze Master Lüftersteuerung eingestellt.
Die Lautstärkemessungen erfolgen mithilfe eines Voltcraft SL-100 Schallpegelmessgerätes. Dieses wird aus 15 Zentimetern Entfernung zum offenen Gehäuse auf Höhe des CPU-Kühlers mittels eines Statives fixiert. Abgelesen wurde zur Minimierung von Interferenzen aus einer Entfernung von einem guten Meter zum SL-100. Um Nebengeräusche zu verhindern, erfolgten die Messungen in einer ruhigen Wohnsiedlung („Dorf“) vormittags und in der Nacht. Zudem wurden die Lüfter im Testsystem deaktiviert, wodurch lediglich die Festplatte und das Netzteil für Nebengeräusche sorgten.
Für die neuen Testkriterien ziehen wir Durchschnittswerte aus den Messergebnissen heran. Die reine Leistung wird aus dem Mittelwert der Overclocking-Tests mit 100, 75 und 50% Drehzahl gebildet. Das gleiche Verfahren wird bezüglich der Lautstärke angewendet. Wir sind uns natürlich darüber im Klaren, dass diese Kriterien spezielle Einsatzszenarien wie den Ultra-Silent-Betrieb mit wenig oder gar keiner Drehzahl nicht abdecken. Für solche Anwendungsprofile empfiehlt sich ein Blick sowohl in die Charts mit festen Drehzahlen als auch den Passivtest, um selbst einen Favoriten zu wählen. Unsere Rangliste richtet sich dementsprechend an die große Mehrheit der "Standarduser". Für extreme Anwendungsgebiete haben wir unsere Benchmarks zudem um einen weiteren Bereich ergänzt: Mit 3,8 GHz bei 1,36 Volt Spannung zeigen wir Weber, wie ein Grill heizen muss. Hier können (und sollen) sich High-End Kühler profilieren, während gleichzeitig Übertakter, die die Spannung bis an das Herstellerlimit setzen, Anhaltspunkte für eine Kaufentscheidung finden.
Temperaturen 1 - Standardtakt & Passiv
Obwohl die H80 gegenüber der 920 von Antec mit 2500 und 2400 U/Min unter leicht höherer Maximaldrehzahl segelt, vermag die seichte Brise den etwas dünneren Radiator mit etwas größerem Lamellenabstand nicht zu kaschieren. Das handelt dem Piratenprodukt zwei bzw. bei halbierter Drehzahl drei Grad Rückstand ein. Kühler mit Luft als Wärmeleiter werden schon bei sanften 130 Watt TDP trotzdem deutlich deklassiert. Beide Hydrokühler waren übrigens ausblasend montiert, wurden also mit der Luft aus dem Gehäuse montiert. Das Ändern der Förderrichtung sorgt in der Regel für ein bis drei Grad bessere Leistung, würde aber in unserem Falle die Vergleichbarkeit mit anderen Kühlern reduzieren.
Mehr Platz zwischen den Lamellen hin oder her, auch die H80 kann ohne Luftstrom keinen Betrieb des Core i7 gewährleisten. Fans geringer Lautstärke stolpern aber ohnehin über das Geräusch der Pumpe.
Temperaturen 2 - Overclocking
Mit erhöhter Verlustleistung zieht Corsair blank und verkürzt den Rückstand zur Powerkühlung von Antec. Herkömmliche Luftkühler fallen nun deutlich weiter zurück - verfügen aber auch über deutlich weniger Durchsatz, Drehzahl und damit letztlich Lautstärke. Gleichzeitig sorgt das in einer prozentualen Leistungsbetrachtung für ein gutes Abschneiden der Hydrokühlungen. Denn der geringe Einschnitt zwischen 100 und 75% der Maximaldrehzahl zeigt, dass diese zu hoch gewählt wurde. Gleichzeitig verlieren die beiden Wasserbewohner selbst bei halbierten Rotationen ordentlich an Performance - der Schritt kostet gute sechs Grad und lässt den Vorsprung vor der konkurrierenden Kühlermeute zusammenschrumpfen.
Temperaturen 3 - Fixierte Drehzahlen
Bei festen Drehzahlen schneidet die H80 hingegen deutlich besser als ihr Antec-Pendant ab. Trotzdem kann auch das Piratenschiff nur bei 1200 U/Min noch mit anderen High-End-Produkten mithalten. Darunter fällt die Leistung deutlich ab und bringt den Hydrokühler in die hinteren Regionen des Testfeldes, wenngleich der Abfall fast linear erfolgt. Indes: So schlimm wie bei der Konkurrenz ist das Leiden nicht, denn der sanfte Lufthauch trifft durch den flacheren Radiator mit weiterem Lamellenabstand auf weniger Widerstand. Bei 500 U/Min Drehzahl versagen die Lüfter dann doch noch - sie lassen sich schlicht nicht weit genug herunterregeln. Abgesehen davon braucht die H80 wie die H2O 920 Drehzahl im vierstelligen Bereich, um gute Leistungen erbringen zu können. Ein Leisetreter ist das Produkt damit auf keinen Fall.
Temperaturen 4 - Overclocking II
Selbst extreme Abwärmeszenarien schocken die H80 nicht - ähnlich wie die 920 bleibt sie eine Klasse für sich. Bei halbierter Drehzahl kann ein Betrieb allerdings nur noch knapp gewährleistet werden, weil die Leistung, auch hier ähnlich zur Antec-Lösung, stark abfällt. Zwischen maximaler und reduzierter Geschwindigkeit liegt allerdings auch hier nur ein minimaler Unterschied. Langsamere Lüfter hätten also ebenso gute Ergebnisse erzielen können, aber das Trommelfell geschont.
Die Lautstärke
Obwohl die Corsair-Lüfter leicht schneller als ihre Antec-Gegenstücke drehen, sind sie gerade bei maximaler Laufleistung leiser. Bessere Lager punkten eindeutig mit geringeren Nebengeräuschen und Vibrationen, wenngleich selbst 75% Drehzahl immer noch laut lärmen. Vom Ende des Testfeldes kommt daher auch die H80 nicht weg. Entsprechend kehrt erst bei halbierter Drehzahl ein erträgliches Betriebsgeräusch ein. Dort bleibt die H80 zwar hörbar, aber noch unauffällig - leise ist das noch nicht ganz, entspricht aber perfekt den Anforderungen des amerikanischen Marktes: Kompromisslose Leistung auf Kosten der Lautstärke.
Die integrierte Lüftersteuerung regelt in drei Stufen mit Drehzahlbereichen von 900-1300, 1300-2000 und vollen 1600-2600 U/Min. Damit sorgt sie zwar stets für sehr gute Leitungswerte, aber nur im "Silent"-Modus auch für annehmbare Lautstärke. Im Alltag lärmen 2000 und 2600 U/Min stark, während die maximale Stufe sogar beim Spielen durch Kopfhörer dringen kann und im Prinzip nur für Benchmarks im Nachbarraum sitzend praktikabel wird. Frei konfigurieren darf man das gute Stück ohne Corsair Link leider nicht, was die Kosten der H80 im Vorbeigehen glatt verdoppelt. Da nach der Wassertemperatur gesteuert wird, lief der Silent-Modus trotz nominell recht guten 900 U/Min Minimaldrehzahl im Testbetrieb bei 3400 MHz Takt eher selten in diesem Bereich - die Kühlung kann mit den beigelegten Rotoren keinen wirklich leisen Betrieb bei erhöhtem Abwärmeniveau gewährleisten. Im Lastbetrieb endeten die ersten Beiden Regelstufen an der Drehzahlgrenze, wohingegen erst der dritte Modus mit etwa 2100 bis 2200 U/Min unterhalb seiner Möglichkeiten blieb - eine klare Optimierung auf Leistung, zu Lasten der Lautstärke.
Das gleiche Bild ergibt sich bei festen Drehzahlen: Leiser als die Konkurrenz von Antec, aber immer noch etwas mehr als die meisten anderen Kühler. Das liegt allerdings auch am Betrieb mit zwei Lüftern, die naturgemäß lauter als ein einzelnes Exemplar sein müssen. Richtig leise wird die H80 erst unterhalb von 1000 U/Min, wobei wir im dreistelligen Drehzahlbereich schon unterhalb des angegebenen Regelspektrums der Lüfter liegen. Bei 500 Rotationen geben die beiden Fächler zwar keinen Mucks mehr von sich, dafür wird nun die Pumpe hörbar. Ein leises Summen macht das Fördergerät auch bei geschlossenem Gehäuse wahrnehmbar, wenngleich im Betrieb mit Lüfter jederzeit überdeckt. Silentfans werden mit der H80 also auf keinen Fall glücklich.
Max Doll meint
Hohoho und 'ne Buddel voll Rum!, das wussten schon alte Freibeuter. Die allerdings mussten nur Kanonendonner und keine Hydrokühlung ertragen, wobei in beiden Fällen Alkohol aber ungemein hilft. Die maximale Lüftergeschwindigkeit der H80 lärmt, dass es nur so keine Freude ist. Leiser als bei Antec, aber immer noch zu laut, immer noch zu schnell. Insbesondere, da die Leistung bei 75% Drehzahl kaum abfällt, wären langsamere Windmacher eine gute Idee gewesen. Zwar lässt sich mit der integrierten Steuerung entgegenwirken, aber das auch nur bis 1300 U/Min - weniger geht nicht. Schade, denn auch unterhalb dieser Schwelle sinkt das Schiff lange nicht so stark wie das der Konkurrenz. Trotzdem bleibt auch die H80 ein Kühler für Drehzahlregionen oberhalb der 1000, denn ansonsten kann sie, vom Einsatz in begrenzten Platzverhältnissen einmal abgesehen, ihren hohen Anschaffungspreis nicht rechtfertigen. Unhörbar kann das System aufgrund des Pumpengeräusches aber nicht werden. Das bleibt zwar selbst ohne Lüfter unauffällig und leise, aber aus dem geschlossenen Gehäuse heraus wahrnehmbar. Dafür sind die Leistungsregionen im optimalen Drehzahlfenster exzellent und weit vor denen herkömmlicher Luftkühler, selbst bei starker Übertaktung des Prozessors.
Die meisten User werden also um einen Austausch der Schreihälse nicht herumkommen, wobei die Anschlüsse der H80 zum Glück auch einen 4-Pin Anschluss bereitstellen und vor allem keine lästigen Kabel hängen lassen - das sorgt für eine einheitliche Optik. Dynamisch gesteuert wird leider eben so wenig wie eine freie Konfiguration der Leistungsstufen möglich ist. Auch das ist ärgerlich, da die Konkurrenz hier eindeutig mehr zu bieten hat. Dafür punktet die H80 wieder mit der besseren, einfacheren Montage.
Corsair erbringt im direkten Vergleich also eindeutig das alltagstauglichere System, was im geringeren Einbruch unterhalb von 1000 U/Min begründet liegt. Trotz der Steuerung mit Regelkurve drehen die Lüfter selbst im Silent-Modus gerne vierstellig - Antec punktet genau andersherum: Großes Regelspektrum der Lüfter, frei konfigurierbare, dynamische Steuerung, aber ein starker Einbruch bei niedrigen Drehzahlen. Wird maximale Leistung gesucht, führt nach wie vor nichts an der H2O 920 vorbei. Geht es hingegen um "Usability" im Alltag insbesondere nach Lüftertausch, bietet Corsair das bessere Produkt, bei dem das einzige Loch im Rumpf das in Normalkonfiguration stets hörbare Geräuschniveau bleibt. Silentfans greifen trotzdem lieber zu High-End Luftkühlern, die im niedrigen Drehzahlbereich für weniger Geld bessere und insgesamt harmonischere Leistungen erbringen.
- Positiv
- Exzellente Leistung ab 1.200 U/Min.
- Leise unter 800 U/Min.
- 3-Stufige Lüftersteuerung
- Lüfter austauschbar
- Kompatibel zu Sockel 2011
- Einfache Montage
- Platz um CPU-Sockel
- Auch für enge Gehäuse geeignet
- Neutral
- Braucht 120er Lüfterposition
- Negativ
- Unter 1.000 U/Min. Leistungsverlust
- Kein Betrieb bei 500 U/Min. möglich (technisch)
- Zu hohe Maximaldrehzahlen
- Hörbar ab 1.000 U/Min.
- Steuerung nicht konfigurierbar
- Lüfter nicht entkoppelt
- Schläuche etwas steif
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