Enermax Triathlor bulk: 300W unter 40€ im Test!
Einleitung
Als Einleitung für dieses Review möchten wir zuerst einmal etwas ausschweifen: Schaut man sich einmal den Netzteilmarkt an, so findet man den Großteil aller Netzteile in der Klasse von 400 bis 500 Watt. Kein Wunder, denn in den meisten PCs wird nur eine Grafikkarte stecken und für die meisten Gaming-Rechner reicht ein Netzteil in dieser Leistungs-Klasse auch vollkommen aus. Ein potentieller Käufer findet so eine große Menge an Wettbewerbern vor und eine große Vielfalt an technischen Details, sowie Ausstattungsmerkmalen. Auch in der Klasse ab 500 Watt findet man als Käufer eine Vielzahl an technisch hervorragenden Netzteilen, Auswahl gibt es auch hier zur Genüge. Möchte man allerdings nur einen Office-Rechner oder kleinen Spiele-PC betreiben, so reicht meistens ein Netzteil in der 300 Watt-Klasse. Möchte man sich nun ein technisch hochwertiges Netzteil zulegen, wird man angesichts der Auswahl enttäuscht. Spontan fallen uns als brauchbare Geräte nur das be quiet! S7 und L8 sowie das LC-Power Silver Shield ein.
Heute möchten wir allerdings eine interessante Alternative zu der bewährten Konkurrenz vorstellen. Enermax hat uns das Triathlor Bulk 300W zugeschickt, welches wir einmal gründlich testen möchten. Dieses Netzteil wird aktuell für etwa 37 Euro auf den bekannten Preisvergleichs-Portalen angeboten und positioniert sich somit genau im Bereich der oben genannten Konkurrenten. Ist das Triathlor somit eine gute Alternative zu den bewährten Netzteilen?
Spezifikationen und Features
Bevor wir uns das Netzteil einmal genauer anschauen, verschaffen wir uns einmal einen Überblick über die technischen Eckdaten. Dazu schauen wir uns zuerst einmal auf der Website von Enermax um, denn dort sind alle Eckdaten übersichtlich aufgelistet. Folgende interessante Details fallen auf:
- Geräuscharme Kühlung, dank kugelgelagerten Lüfter
- hochwertige und langlebige Komponenten
- 3 Jahre Garantie
Enermax scheint besonders auf die leise Kühlung und hochwertige Komponenten geachtet zu haben, wir sind daher auf die technische Begutachtung gespannt. Bei den Schutzschaltungen zählt Enermax folgende auf: OVP (Überspannungsschutz), DC UVP (Unterspannungsschutz), OPP (Überlastschutz), SCP (Kurzschlusssicherung) & SIP (Spannungsstoß & Einschaltstromschutz). Ein OCP (Überstromschutz) scheint hier allerdings zu fehlen, OTP (Überhitzungsschutz) ebenfalls. Dank des versprochenen langlebigen Lüfters und der geringen Leistungsklasse in der wir uns bewegen, sind diese Schutzschaltungen zu verschmerzen. Schauen wir uns als nächstes einmal den Aufkleber des Netzteils an:
Von den 300 Watt Gesamtleistung bleiben noch 88% auf der 12V Rail übrig. Das Enermax hier auf ein Single-Rail Design setzt ist völlig problemlos, die 22 Ampere werden selbst von vielen Multi-Rail Netzteilen erreicht.
Äußeres, Lieferumfang und Kabelausstattung
Bei der Produktverpackung setzt Enermax den Rotstift an, der Karton ist nur minimal bedruckt. Technische Details lassen sich ebenfalls nicht finden, daher schauen wir uns einmal den Lieferumfang an.
Neben dem Netzteil befinden sich auch die obligatorische Bedienungsanleitung und Gehäuseschrauben in der Verpackung. Über ein paar Kabelbinder würden sich potentielle Kunden sicherlich auch freuen, diese vermissen wir allerdings. Ein Kaltgerätesteckerkabel befindet sich ebenfalls nicht im Lieferumfang, daher fügte Enermax bei der Produktbezeichnung auch ein "Bulk" hinzu.
Gut zu sehen sind die seitlichen "Triathlor"-Schriften auf dem Netzteil, der Aufkleber sitzt hierbei auf der Oberseite. Der Lüfter besitzt durchsichtige Lüfterblätter, welche aber keine Auswirkungen auf die Funktion haben dürften. Bei den Kabeln wurde nur das dicke ATX-Kabel einen Sleeve versehen, alle anderen Kabel kommen eher nackt daher. Zudem bestehen die Laufwerkskabel aus dünneren 20AWG-Strippen, in der Leistungsklasse lassen wir das aber noch einmal durchgehen.
Die Kabelstränge im Detail:
Bezeichnung der Kabel | Kabel-Länge in cm |
ATX 20 Pin + 4 Pin | 53 |
CPU 4 + 4 Pin | 55 |
PCI-E 6 Pin | 55 |
Molex + Molex + SATA + SATA + Floppy | 53 + 68 + 83 + 98 + 113 |
SATA + SATA | 53 + 68 |
Das Netzteil von Enermax beschränkt sich auf wenige, dafür aber relativ lange Kabelstränge. Die Kabellängen sind für ein Netzteil in dieser Leistungsklasse sogar ziemlich lang. Die Anzahl der Anschlüsse ist absolut zufriedenstellend für ein 300W-Netzteil, daher gibt es hier nichts zu meckern.
Die Technik im Detail
Ein Hinweis vorweg:
Nicht nachmachen! Ihr begebt euch in Lebensgefahr wenn ihr ein Netzteil aufschraubt, des Weiteren geht die Garantie verloren!
Die Elektronik des Enermax Triathlor Bulk wird von CWT zugeliefert.
Die Eingangsfilterung beginnt auf einer Zusatzplatine. Hier kommen zwei Y- und ein X-Kondensator zum Einsatz. Auf dem großen PCB geht es mit drei Spulen, einer Schmelzsicherung, einem MOV, sowie zwei Y- und einem X-Kondensator weiter. Hier gibt es absolut nichts zu meckern.
Hinter der Eingangsfilterung wurde der Brückengleichrichter und die PFC-Spule positioniert. Als Primärkondensator kommt ein Modell von CapXon zum Einsatz, welcher eine Kapazität von 180 yF bei einer Spannungsfestigkeit von 400 Volt und einer Temperaturfestigkeit von 105°C aufweist. Diese Wahl ist völlig in Ordnung für ein Netzteil in dieser Preisklasse. Nicht in Ordnung ist hingegen die Armada aus JunFu-Caps bei den Trafos, welche eine sehr preiswerte Variante darstellen.
Als Protection-IC kommt ein Sitronix ST9S313-DAG zum Einsatz. Informationen dazu gibt es nur wenige, angeblich soll es sich um einen umbenannten SITI PS113 handeln, welcher damit dann OVP und UVP bereitstellen würde.
Für ein nur 300 Watt starkes Netzteil ist die Bestückung der Sekundärseite ordentlich, beispielsweise besitzen die Drosseln eine angemessene Größe in dieser Leistungsklasse. Bei den Kondensatoren kommt eine Mischung aus Aishi und CapXon zum Einsatz.
Nichts zu meckern gibt es bei der Lötqualität, diese geht völlig in Ordnung.
Als Lüfter verrichtet ein Yate Loon D12SM-12 seine Arbeit, welcher mit einer Luftleitfolie bestückt ist. Diese sorgt für einen direkteren Luftstrom, erhöht aber auch die Lautstärke des Netzteils. Insgesamt geht die Elektronik des Netzteils angesichts des Preises völlig in Ordnung. Einzig bei den Kondensatoren sollte noch ein wenig mehr auf Qualität geachtet werden.
Die Testumgebung
Der Test wird in einem offenen Testsystem durchgeführt, Gehäuselüfter fallen daher weg. Die Außentemperatur lag in diesem Test bei 23° Celsius.
CPU: | Intel Core i5-3470 @ 4,0 GHz |
CPU-Kühler: | Scythe Mugen 4 PCGH-Edition |
Mainboard: | Asrock Z77 Extreme4 |
Arbeitsspeicher: | 2x 4GB G.Skill Sniper DDR3-1600 CL9-9-9-24 |
Grafikkarte: | Zotac Geforce GTX 480 Amp! |
SSD / Festplatte: | Samsung 840 Evo 500GB |
Netzteil: | siehe Test |
Bildschirm: | BenQ G2220HD |
Sonstige Hardware: | Asus Xonar DGX |
Die Geforce GTX 480 stellt die Single-GPU Grafikkarte mit der höchsten Leistungsaufnahme dar. Hierbei ließe sich theoretisch eine Aufnahme von weit über 600 Watt generieren, aber selbst der gute Kühler von Zotac ist mit der Leistung überfordert, das vorläufige Maximum des Gesamtsystems liegt daher erst einmal bei ca. 520 Watt. Die Leistungsaufnahme des Gesamtsystems haben wir mit Hilfe eines Profitec KD 302 gemessen. Hierbei haben wir folgende Lastszenarios generiert:
Test-Szenarien: | |
---|---|
Szenario 1: | Gesamtsystem im Idle |
Szenario 2: | CPU: Prime 95 Grafikkarte im Idle |
Szenario 3: | CPU im Idle Grafikkarte: GPU-Voltage 950 mV, Chiptakt 500 MHz, Furmark |
Szenario 4: | CPU im Idle Grafikkarte: GPU-Voltage 950 mV, Furmark |
Szenario 5: | CPU: Prime 95 Grafikkarte: GPU-Voltage 1013mV, Furmark |
Die einzelnen Werte wurden entnommen, nachdem sich die Temperaturen der Komponenten einpendelten. Die Lautstärkemessungen wurden mit Hilfe eines Voltcraft SL-100 durchgeführt. Dabei wurde das Netzteil bestmöglich vom restlichen System getrennt. Das Schallpegel-Messgerät wurde in einem Abstand von 50 cm vom Lüfter positioniert. Die Messwerte zur Spannungsregulation wurden mit einem Voltcraft VC130-1 ausgelesen.
Die Effizienz
Nach der Theorie wollen wir uns das Enermax Triathlor einmal im Praxistest anschauen. Wir beginnen mit der Effizienz:
Das Triathlor ist erstaunlich effizient, es kann sich fast durchgehend vor die restlichen mit 80 Plus Bronze zertifizierten Geräte setzen. In Szenario 5 schaltete unser Testkandidat allerdings sofort ab, was angesichts der zu erwartenden Leistungsaufnahme auch die richtige Entscheidung war. Das Triathlor leistet auf jeden Fall das was vom Hersteller angegeben ist, schaltet bei Überlast aber auch rechtzeitig ab. Sehr gut!
Die Spannungsregulation
Wie sieht es eigentlich mit der Spannungsregulation aus? Eine zu niedrige oder zu hohe Spannung kann Komponenten beschädigen oder das System instabil werden lassen. Die Grenzen der Diagramme stellen die ATX-Norm dar. Werte, die außerhalb des Diagramms liegen, liegen somit auch gleichzeitig außerhalb der ATX-Norm.
Ein typisches Verhaltensmuster für gruppenregulierte Netzteile ist die absackende Spannung auf der 12 Volt-Schiene und der ansteigenden Spannung auf der 5 Volt-Schiene. Auch das Enermax Triathlor Bulk verhält sich dementsprechend, auch wenn die Werte auf 5 Volt problemlos sind. Nur bei Überlast patzt das Netzteil etwas, die 12 Volt Spannung für die Grafikkarte sinkt unter die ATX-Norm ab. Insgesamt haben wir aber schon schlimmeres gesehen - wer das Netzteil nicht bis zum Äußersten ausreizt, bekommt keine Probleme.
Die Lautstärke
Ganz wichtig ist bei Netzteilen natürlich die Lautstärke. Bevor hier Fragen auftauchen wie ein PC denn ohne Netzteil betrieben werden kann: Wir haben hier das semipassive Seasonic 860W Platinum genommen und so weit wie möglich vom Schallpegel-Messgerät gelegt. Auch wenn der Lüfter in höheren Belastungen minimal aufdreht, sollte er vom restlichen System übertönt worden sein. Vorab eine kleine Definition zur besseren Einordnung:
Bis 32,9 db(A) | Unhörbar leise bis sehr leise |
Von 33,0 bis 34,9 db(A) | Leise bis leicht hörbar |
Von 35,0 bis 39,9 db(A) | Hörbar bis deutlich hörbar, die Komponente sollte aus einem geschlossenen Gehäuse herauszuhören sein |
Ab 40 db(A) | Störend laut |
Hinsichtlich der Lautstärke macht das Triathlor einen guten Eindruck. Es bleibt erfreulich leise, einzig bei Volllast und Überlast wird es zu laut. Wer das Netzteil aber nicht komplett fordert, wird mit der Lautstärke auf jeden Fall glücklich.
Hendrik Engelbertz meint
Nach dem intensiven Test können wir uns nun ein abschließendes Urteil über das Enermax Triathlor Bulk 300W bilden. Dazu greifen wir als Erstes einmal die Frage aus dem Intro auf: "Ist das Triathlor somit eine gute Alternative zu den bewährten Netzteilen?"
Insgesamt können wir die Frage mit einem "Ja" beantworten, denn das Enermax Triathlor hat im Test eine gute Figur abgegeben. Besonders gefallen hat uns die Ausstattung des Netzteils. Damit meinen wir nicht den Lieferumfang, denn der fällt eigentlich recht knapp aus, weswegen Enermax auch das Kürzel "Bulk" dem Produktnamen hinzugefügt hat. Mit der Ausstattung meinen wir die in der Leistungsklasse reichlich vorhandenen Anschlüsse, die Kabel sind zudem ziemlich lang. Auch bei der Absicherung des Netzteils machte Enermax keine Kompromisse, die vorhandenen Schutzschaltungen machen einen guten Job.
Etwas gespart wurde an der wertigen Auswahl der verbauten Kondensatoren, diese stammen nicht unbedingt von Marken die für eine hochwertige Qualität stehen. Im Praxistest gab es keine Probleme, die Effizienz ist sogar ziemlich gut. Auch die Lautstärke des verbauten Lüfters hält sich in Grenzen, wenn man das kleine Netzteil nicht bis zum Äußersten ausquetscht. Somit hat sich das Enermax Triathlor Bulk auch unseren Silent Award verdient.
- Positiv
- Abmessungen
- Viele Schutzschaltungen
- Viele Anschlüsse (u.a. PCI-E)
- Lange Kabel
- Effizienzwerte (80 Plus Bronze)
- Lautstärke bis zu hoher Belastung gut
- Neutral
- Negativ
- 20AWG-Kabel an den Laufwerken
- Kaltgerätestecker fehlt
- Qualität der Kondensatoren verbesserungswürdig
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