Liquid Freezer II 240: Arctics Frostschocker im TRV-Check!
Einleitung
Selbstverständlich ist es für jeden Hersteller kein leichtes Unterfangen seine Produkte attraktiv am Markt zu platzieren, vor allem im Hinblick auf die große Anzahl vorhandener Konkurrenz in dieser Sparte sowie speziell auch im angestrebten Preisbereich. Diese Problematik scheint besonders bei Kompaktwasserkühlungen zu bestehen, die lediglich in zwei Kategorien unterteilt werden. Hier gilt es zu unterscheiden, ob die AiO mit einer Beleuchtung ausgestattet ist oder nicht. Denn gerade diese Komponente eignet sich besonders gut, um etwas Individualität in das heimische Gehäuse zu bringen. Arctic hat sich im Jahr 2015 diesen Markt erschlossen und sich damals bewusst gegen eine Beleuchtung entschieden. Zum einen war der Stellenwert noch nicht so gravierend und zum anderen wusste man sich zu der Zeit schon gut von der Masse abzuheben. Auf der 240-mm-Radiator Variante kamen insgesamt vier Lüfter in einer Push-Pull-Konfiguration zum Einsatz. Kombiniert mit einem niedrigen Preis und einer hohen Kühlleistung feierte man im Ergebnis weit mehr als nur einen Achtungserfolg.
Im Jahr 2019 erschien die Reinkarnation des Erstlingswerk und soll mit hohen Leistungswerten sowie einem Kaufpreis von 60 Euro potenzielle Kunden bezirzen. Dafür setzt man aber durchaus nicht mehr auf alle alten Attribute. Für eine geringere Lautstärke wurde so zum Beispiel bewusst auf zwei der vier Lüfter verzichtet. Dafür erscheint die Optik um einiges hochwertiger als vor vier Jahren, obwohl man auch weiterhin ohne Beleuchtung daherkommt. Um sich mit seinem Produkt jedoch von den Mitbewerbern abzugrenzen wurde der Pumpeneinheit jetzt ein eigener Lüfter spendiert, welcher die VRM-Chips des Mainboards unterstützend kühlt. Über ein Alleinstellungsmerkmal verfügt die Liquid Freezer II 240 also definitiv, doch reicht das, um im aktuell sehr stark umkämpften Markt nicht Kiel geholt zu werden?
Viel Spaß beim Lesen!
Verpackung und Lieferumfang
Die Farbgebung der sehr kompakt gehaltenen Umverpackung fällt wie für Arctic typisch in einem dunklen blau aus. Die Aufmachung präsentiert sich sehr sachlich und strukturiert, um den Anwender vorab mit vielen Informationen zu versorgen. Auf der Vorderseite finden sich Hinweise auf eine zweijährige Garantie, die enthaltene MX-4 Wärmeleitpaste und eine Kompatibilität zu AMD Ryzen Prozessoren. Als Aufmacher dient neben dem "Liquid Freezer II 240" Schriftzug die AiO-Wasserkühlung selbst in Form einer schematischen Skizze.
Die Rückseite behandelt vornehmlich die spezifischen Produkteigenschaften. Hierzu zählen besonders die hohe Kühlleistung von 300 Watt TDP (Thermal Design Power), welche unter anderem durch die für den Einsatz auf Radiatoren entwickelten P120 PWM Lüfter erreicht wird. Als nettes Gimmick lassen sich jene übrigens direkt am Radiator anschließen. Besonders stolz ist Arctic auf den zusätzlichen 40 Millimeter Impeller, welcher erstmalig in der Pumpeneinheit integriert wurde. Dieser sorgt für eine (zusätzliche) Kühlung der naheliegenden VRM-Chips auf dem Mainboard, um die Leistungsfähigkeit selbst bei extremer Belastung zu erhalten. Wie schon beim Freezer 34 findet sich hier ebenfalls ein Diagramm, welches die Kühlleistung auf einem AMD Ryzen 7 2700X mit AMDs Wraith Prism vergleicht.
Auf den Seiten der Verpackung kehrt der Kühler-Spezialist vornehmlich zu den klassischen Werten zurück. Hier findet sich eine Grafik, welche die Kompaktwasserkühlung sowie die Lüfter übersichtlich präsentiert. Aber auch die technischen Daten sowie eine Auflistung des Lieferumfangs ergänzen die Kartonage sinnvoll.
Im Inneren folgt man wie nicht anders zu erwarten konsequent dem "grünen Bewusstsein". Im Klartext bedeutet es, dass Arctic so wenig Verpackungsmaterial wie möglich verwendet. Zur Stabilisierung der Bauteile kommt vorbildlich Pappe zum Einsatz. Um die Komponenten vor Staub zu schützen, konnte jedoch nicht gänzlich auf Kunststoff verzichtet werden. Der zusätzliche QR-Code für die online verfügbare Montageanleitung ist wie schon beim Arctic Freezer 34 eSports DUO wieder mit von der Partie, obwohl sich die Grafik selbst auch nochmal auf der Packung befindet.
Das Zubehör im Überblick:
- 1x Backplate
- 2x Montage-Halterungen
- 4x Abstandshalter für die Intel LGA 1150/1151/1155/1156
- 4x Abstandshalter für Intel LGA 2011/2011-3/2066
- 2x Schrauben für die Verbindung der Montage-Halterungen am Kühlkörper
- 4x Rändelmuttern für die Befestigung der Pumpeneinheit mit der Backplate (Intel)
- 4x Schrauben für die Befestigung der Pumpeneinheit mit der Backplate (AMD)
- 8x Unterlegscheiben für die Verschraubung des Radiators
- 8x Schrauben für die Montage des Radiators am Gehäuse
- 2x P120 PWM 120-Millimeter-Lüfter
- 1x Tüte MX-4 Wärmeleitpaste
Technische Daten
Modell | Arctic Liquid Freezer II 240 |
Kompatibilität | Intel LGA 1150/1151/1155/1156/2011/2011-3/2066 AMD AM4 |
Material Kühlblock | Kupfer (Kühlfläche), Kunststoff (Deckel) |
Anschlüsse Kühlblock | geklebt |
Pumpenanschluss | in Lüfteranschluss integriert |
Pumpe steuerbar | ja (PWM gesteuert) |
Pumpengeschwindigkeit | 800 - 2000 U/min* |
Durchfluss | keine Angabe |
Wassersäule | keine Angabe |
Radiatorformfaktor | 240-mm-Radiator |
Radiatorgröße | 277 mm x 120 mm x 38 mm |
Material Radiator | Aluminium (Lamellen, Vorkammern, Rahmen) |
Lüfterplätze | 2 (einseitig), 4 (beidseitig) |
Anschlüsse Radiator | geklebt |
Anzahl der Lüfter | 2x 120-mm-Lüfter |
Lüftergröße | 120 mm x 120 mm x 25 mm |
Lüfteranschluss | 4-Pin-PWM |
Statischer Druck | 21,57 Pa* |
Luftdurchsatz | 95,65 m³/h* |
Lüftergeschwindigkeit | 200 - 1800 U/min* |
Lautstärke | 23 dB* |
Garantie | 2 Jahre |
Preis | 60 Euro |
Preisvergleich | Geizhals Deutschland |
Hersteller | Arctic |
* Herstellerangabe |
Kompaktwasserkühlung im Detail
Wie für die Preisklasse üblich liefert Arctic eine ordentliche Verarbeitung der Komponenten ab, wenn auch diese nicht gänzlich ohne kleinere Schönheitsmakel daherkommen. Da wären zum einen die wie so oft vereinzelt auftretenden, minimalen Lamellen-Biegungen und zum anderen ein wirklich stimmiger Kabelsleeve der stattlichen 45 Zentimeter langen Schläuche, dessen Schrumpfschlauch nicht gänzlich perfekt verarbeitet worden ist. Sicher ist mängelfrei immer besser als kleine optische Unstimmigkeiten, auf die Funktion haben sie allerdings absolut keinen Einfluss. Daher wollen wir uns schnell den wesentlicheren und interessanteren Dingen widmen, denn die Verarbeitungsqualität geht für uns - so wie sie ist – absolut in Ordnung.
Der 38 Millimeter dicke Radiator der Freezer Liquid II 240 präsentiert sich in einem ansehnlichen matten Schwarz und ist zu unserer Freude zusätzlich mit dem Herstellerlogo ausgestattet worden. Das sieht nicht nur gut aus, sondern wirkt durch die größeren Abmessungen wirklich stimmig. Als Nachteil muss der Anwender darauf achten, ob sein Gehäuse für eine erfolgreiche Montage auch wirklich groß genug ist, denn mit Lüftern bestückt beträgt der Wert insgesamt stolze 63 Zentimeter. In der Regel kommen Kompaktwasserkühlungen auf 53 cm, eine Differenz, die es nicht zu unterschätzen gilt. Die Vorkammern hingegen weisen eine normale Größe auf, sind jedoch aufgrund der größeren Proportionen entsprechend voluminöser. Daher sollte vor dem Kauf eindringlich geprüft werden, ob der vorhandene Platz im Gehäuse auch ausreichend ist. Bei unserem Fractal Design Arc Midi R2 gelang die Installation bei einem Platzangebot für einen 280-Millimeter-Radiator problemlos.
Eine weitere Besonderheit offenbarte sich direkt nach dem Auspacken. Arctic hat die Lüfter bereits ab Werk installiert und sauber verkabelt. Dadurch spart der Anwender etwas Zeit, der eigentliche Grund dafür dürfte unserer Meinung nach allerdings die cleane Optik sein. Da die Kabel der Ventilatoren über keinen hochwertigen Sleeve verfügen, sollte der Nutzer in seinem Interesse ebenfalls auf eine Demontage verzichten. Das Design der Pumpeneinheit folgt einem futuristischen Stil und eignet sich perfekt für die Implementierung eines besonderen Highlights. Die Rede ist von einem kleinen 40-Millimeter-Lüfter, der die VRM-Chips des Mainboards übertrieben gesagt auf Eis legt. Wir finden diese Idee ziemlich genial, da je nach Airflow im Gehäuse die Luft nun von zwei anstatt einer Seite zugeführt wird. Anders als erwartet hat dieses großartige Gimmick – so viel wollen wir an dieser Stelle einmal vorab verraten - keinen negativen Einfluss auf die Lautstärke, einfach klasse! Als optische Ergänzung findet hier ebenfalls das Herstellerlogo in einer dezenteren Form Anwendung. Die Kühlfläche auf der Unterseite besteht vollständig aus Kupfer und wurde insgesamt durch vier Schrauben fest mit der Pumpeneinheit verbunden.
Bei den Lüftern setzt der Hersteller auf den hauseigenen und auch separat erhältlichen P120 PWM 120-Millimeter-Lüfter. Laut Datenblatt erstreckt sich der Drehzahlbereich von 800 bis 2000 Umdrehungen pro Minute bei einem Volumenstrom von moderaten 95,65 m³/h. Durch den dickeren Radiator wird das Maximum bewusst nicht ausgereizt. Damit erreicht man zumindest in der Theorie eine hohe Kühlleistung bei einer gemäßigten Lautstärke. Wir sind gespannt, ob dieser Umstand in der Praxis zutreffend ist, da Kompaktwasserkühlungen in der Regel lauter als gleichwertige Luftkühler agieren.
Montage
Vor der eigentlichen Montage muss der Nutzer sich zunächst die entsprechende Montageanleitung organisieren. Hierfür reicht es aus, den QR-Code auf der Umverpackung oder der beigelegten Karte zu scannen. Alternativ kann auch die Webseite von Arctic besucht werden. Zusätzlich stellt Arctic ein Video zur Verfügung, in dem jeder Arbeitsschritt nochmal genau dokumentiert ist.
Video abspielenDa die Lüfter der Liquid Freezer II 240 bereits ab Werk montiert und verkabelt worden sind sparen wir einen Arbeitsschritt und starten direkt mit der Montage des Radiators, den wir mit Hilfe der Unterlegscheiben und acht Schrauben mit dem Gehäuse verbinden. In unserem Fall haben wir uns dazu entschieden, diesen am Deckel zu befestigen. So kann die warme Luft einfach nach oben entweichen. Je nach verfügbaren Platz und Art des eingesetzten Gehäuses bieten sich unter Umständen auch andere Installations-Varianten an.
In der Theorie verspricht das Montagesystem durch die Verwendung weniger Bauteile ein geringes Frust-Potenzial. Die Praxis lehrt uns leider allzu oft, dass diese beiden Welten nur selten kompatibel miteinander sind. Durch die Unterstützung der neuen Sockel werden viele Bauteile gespart, doch das muss nicht immer zwingend ein Optimum sein. Im Falle von AM4 hätten wir uns durchaus eine stabilere Rahmenkonstruktion gewünscht. Für die Installation benötigt man lediglich die Backplate des auf dem Mainboard vorinstallierten AMD Retention Moduls, der überschüssige Rest wird also entfernt. Anschließend werden die Montage-Halterungen an der Pumpeneinheit fixiert. Damit die Hitze der CPU auch optimal abgeführt werden kann, ist es bereits an der Zeit, die Wärmeleitpaste auf dem Heatspreader (IHS) des Prozessors zu verteilen. Anschließend muss die Schutzfolie auf der Kontaktfläche entfernt werden, um die entstehende Abwärme auch weiterleiten zu können.
Nun beginnt der Fauxpas der Montage, die Pumpeneinheit soll nun mit der Backplate verschraubt werden. Diese ist aber bauartbedingt nicht von allein fixiert. Das Mainboard muss für die Installation demnach auf dem Tisch liegen damit sie in der korrekten Position verbleibt. Sofern das Motherboard bereits im Gehäuse verweilt, muss zwingend eine zweite Person aushelfen, oder aber im eigenen Haushalt ein entsprechender Widerstand zum Gegenlehnen gefunden werden, der alles optimal in Position hält. Der Umstand ist für das Jahr 2019 unserer Meinung nach ein absolutes No-Go und dürfte für ein renommiertes Unternehmen wie Arctic selbst bei hohem Umweltbewusstsein konsequent vermieden werden. Als Lösung könnten zumindest beim AM4-Sockel hierbei kleine Gummiringe hilfreich sein, welche man nach dem Durchstecken über die vier kleinen Gewindestangen der Backplate stülpt und somit ein selbstständiges Herausrutschen aus den Mainboardlöchern nach hinten hin verhindert – ohne selbst bei der Installation zu stören. Gerade da es enorm umständlich ist die Hauptplatine inklusive dem 240-Millimeter-Radiator nun nachträglich in den Tower zu verfrachten. Abschließend muss noch die Stromversorgung der Pumpe sichergestellt werden. Da die Drehzahl über das PWM-Signal geregelt wird, verfügt sie - genau wie die Lüfter - über einen 4-Pin Anschluss. Jetzt kann die AiO-Wasserkühlung endlich zeigen, was wirklich in ihr steckt!
Anmerkung: Nach dem Einschalten waren - auch bei einigen Gegenproben - für ein paar Sekunden Fließgeräusche zu hören. Diese verstummten sofort, nachdem sich die Luft nicht mehr direkt im Kühlkreislauf befand. Wir gehen davon aus, dass dieses Phänomen sich im normalen Betrieb sehr schnell reguliert.
Testsystem
CPU: | AMD Ryzen 5 1600 |
CPU-Kühler: | Arctic Liquid Freezer II 240 |
Lüfter: | 2x 120 mm |
Statischer Druck: | 21,57 Pa* |
Luftdurchsatz: | 95,65 m³/h* |
Lüftergeschwindigkeit: | 200 - 1800 U/min* |
Lautstärke: | 23 dB |
Mainboard: | Gigabyte GA-AB350-Gaming 3 |
Arbeitsspeicher: | 4x 4 GB ADATA XPG Z1 Gold Edition CL 16 DDR4-3333 MHz @ 2133 MHz |
Grafikkarte: | XFX Radeon R5 230 1 GB DDR3 |
HDD / SSD: | Samsung SSD 830 128 GB |
Gehäuse: | Fractal Design Arc Midi R2 |
Gehäuselüfter: | - |
Netzteil: | Cougar GX-S450 |
Wärmeleitpaste: | Arctic MX-4 |
* Herstellerangabe |
Um das volle Potenzial aus unseren Testkandidaten herausholen zu können, setzen wir bei unserem Testsystem auf den Zeppelin-Die basierenden AMD Ryzen R5 1600. Im Jahr 2017 kam endlich die lang erwartete Zen-Architektur aus dem Hause Advanced Micro Devices (AMD) in den Handel und ebnete so den Weg für Sechskern- und Achtkern-Prozessoren im Mainstream-Segment. Durch ihre sehr hohe Rechenleistung, beispielsweise für Foto- und Videobearbeitung, sowie einer guten Spiele-Performance, etablierte sich die CPU in Windeseile zum absoluten Sweetspot im Massenmarkt. Des Weiteren muss sich die Liquid Freezer II 240 in unserem Testparcours aktuell gegen fünf leistungsstarke 240-Millimeter-Kompaktwasserkühlungen behaupten. Gerade die Navis EVO ARGB 240 konnte sich durch ihre hervorragende Kühlleistung in der Vergangenheit als unsere Referenz etablieren. Wir sind gespannt, ob Arctics zweite Generation der "AiO" Kühllösungen der Konkurrenz Paroli bieten kann, und in welchem Bereich des Testfeldes man sich am Ende genau einordnet!
Testverfahren
Damit wir die Drehzahlen, die Kühlleistung und die Lautstärke der Liquid Freezer II 240 besser bewerten können, haben wir insgesamt drei verschiedene Testszenarien durchgeführt, in denen unseren Testprobanden ihr vollständiges Potenzial abverlangt wird. Um sehr viel Abwärme zu erzeugen, verwenden wir im Testparcours das Stress-Test-Tool "Core Damage", welches unseren AMD Ryzen 5 1600 kräftig ins Schwitzen bringt. Anschließend führen wir jeweils eine Testsession bei 50-, 75- und 100 Prozent PWM-Drehzahl durch, womit wir die Leistung aller im Testparcours befindlichen Modelle korrekt miteinander vergleichen können.
Die Kühlleistung werden wir in einem geschlossenen System ermitteln, da normalerweise das Gehäuse bei den Anwendern ebenfalls geschlossen zum Einsatz kommt. Das hat den Vorteil, das reale Einsatzgebiet bestmöglich nachzustellen. Zur Feststellung der Lautstärke wurde eine Lautstärkemessung mit Hilfe eines PCE-MSM 2 durchgeführt. Das Schallpegelmessgerät wird dafür in einem Abstand von 50 Zentimeter vor dem Gehäuse positioniert. Die Ergebnisse der Lautstärkemessungen können sich von Redakteur zu Redakteur unterscheiden. Wie kommt es zu den unterschiedlichen Messungen bei den Redakteuren? Dies erläutern wir hier:
Aufklappen
Da unser Team geografisch weit verstreut ist, haben wir kein gemeinsames Redaktionsbüro, weshalb die Redakteure in ihren eigenen Räumlichkeiten arbeiten. Aufgrund der stark abweichenden Raumgrößen und Einrichtungen kann es bei jedem zu anderen Ergebnissen kommen, genauso wie bei dem Leser daheim. Kahle Wände reflektieren mehr Schall, wodurch Geräuschmessungen lauter ausfallen. Sind die Wände durch Schränke oder Regale mit Büchern abgedeckt, absorbieren sie mehr Schall, wodurch bei den Geräuschmessungen leisere Werte zustande kommen.
Deshalb gibt jeder Redakteur die Gegebenheiten seiner Räumlichkeit an, in dem der Test stattfindet. Als reproduzierbarer Referenzwert, der von jedem Nutzer daheim nachgestellt werden kann, wird der AMD Wraith Spire Boxed-Kühler genutzt. Somit sieht er in den Diagrammen, um wie viel lauter oder leiser die anderen Kühler sind. Als zusätzlicher Orientierungswert wird der Messwert angegeben, den der Redakteur in seiner Räumlichkeit bei absoluter Stille misst.
Wie ist die Räumlichkeit zu diesem Testsystem? Der Redakteur testet seine Komponenten in einem 17,52 Quadratmeter großen Raum, welcher hauptsächlich als Schlafzimmer genutzt wird. Neben einem Schreibtisch befinden sich daher auch noch ein Bett, verschiedene Kommoden und ein Kleiderschrank. Der absolute Stille-Messwert liegt bei 32,8 Dezibel.
Um die ermittelten Werte unabhängig von äußeren Einflüssen wie etwa der Jahreszeit oder der Witterung vergleichbar zu machen, geben wir das Ergebnis als Differenz zur Raumtemperatur in Kelvin an. Das bedeutet, wenn die Temperatur um ein Grad steigt, ist das bei Celsius und Kelvin gleich viel. Lediglich der Punkt an dem null Grad ist unterscheidet sich. Daher sind die Messwerte immer als "X Grad mehr als die ermittelte Zimmertemperatur" zu lesen.
Ein Beispiel: Ein Testsample erreicht bei der Messung 25 Grad Kelvin, die Raumtemperatur liegt hingegen bei 22 Grad Celsius. Die CPU wird letztendlich insgesamt 47 Grad heiß.
Folgende Software benutzen wir für unseren Test:
Lüftersteuerung Gigabyte SIV (System Information Viewer)
Stresstest Core Damage
Temperatur AMD Ryzen Master
Drehzahl
Im Vorfeld haben wir zuerst die Drehzahlbereiche mit Hilfe der Gigabyte SIV Software ermittelt, um einen ersten Eindruck auf die mögliche Kühlleistung und die Geräuschentwicklung zu erhalten. Leider sind wir bei der Werkskonfiguration nicht in der Lage gewesen genaue Rückschlüsse zu ziehen. Beim Auslesen wurden uns immer Werte von um die 3000 Umdrehungen pro Minute ausgegeben. Daher haben wir kurzerhand einen Lüfter aus dem Kreislauf entfernt und dessen Werte erfolgreich ausgelesen. Im Vergleich zu den anderen Kompaktwasserkühlungen liegen die ermittelten Daten ziemlich genau auf Augenhöhe mit den Mitbewerbern. Auch der Höchstwert wurde lediglich mit 19 U/Min übertroffen und befindet sich damit im unteren Bereich des Toleranzbereiches von 10 %. Aufgrund der Leistungswerte gehen wir von einer Performance im mittleren Bereich des Testfeldes aus. Genauere vorhersagen können wir anhand der uns vorliegenden Daten schlicht und ergreifend nicht äußern.
Allgemeiner Hinweis: Im normalen Nutzungsbetrieb erreichen die Lüfter von CPU-Kühlern nie den Drehzahlbereich von 100 Prozent.
Lautstärke
Besonders beeindruckt hat uns die Lautstärkemessung, da man hier in allen Szenarien durchweg die niedrigsten Werte erkämpft hat. Als bisher einzige Kompaktwasserkühlung ist bei niedriger Drehzahl (50 %) der geringste möglichste Messwert von 32,8 Dezibel erreicht worden. Den größten Unterschied konnten wir mit einer Differenz von unglaublichen 2,8 dB eine Test-Stufe höher (75 %) ausmachen. Während sich der Vorsprung bei 100 Prozent PWM-Drehzahl etwas verringert (1,1 dB), ist dieser für eine AiO-Wasserkühlung noch ziemlich signifikant und als durchaus leise einzustufen. Auch subjektiv weiß die Geräuschkulisse zu überzeugen. Zwar ist die Wahrnehmung der entstehenden Luftverwirbelungen deutlicher herauszuhören als bei Luftkühlungen, in der Summe bleiben diese für einen Kühler dieser Bauart ziemlich gering. Arctic beweist hier trotz eines durchaus geringen Preises die Prioritäten klug zu bestimmen, obwohl wir es immerhin mit einem innovativen Produkt zu tun haben.
Kühlleistung
Spätestens bei der Kühlleistung macht die Liquid Freezer II 240 mit (fast) dem ganzen Testfeld kurzen Prozess. Lediglich die Navis EVO ARGB 240 ist bei maximaler Drehzahl einen Kelvin voraus. Dafür liegt sie wiederum bei 75 Prozent zwei Kelvin vorne, bei noch niedrigeren Umdrehungen (50 %) positionieren sich beide gleich auf. Da Arctics Kompaktwasserkühlung in den relevanteren Bereichen kühler und bedeutend leiser ihre Arbeit verrichtet, handelt es sich unserer Definition nach um das komplettere Produkt.
Daniel Figiel meint
Jede Kompaktwasserkühlung verfügt in der Regel über ein spezielles Merkmal, um sich von anderen Produkten abzuheben. Die meisten wählen hierfür die Beleuchtung, um eine hohe Individualität zu gewährleisten. Andere entscheiden sich für die Optik und leben diese oftmals bei der Pumpeneinheit aus. Arctic bedient sich bei mehreren solcher Rezeptionen, der Fokus liegt dennoch bewusst auf einem günstigen Preis. Mit ungefähr 60 Euro liegt man aktuell gute 10 Taler über dem Preiseinstieg und bietet dafür eine sinnvolle Innovation. Die Rede ist von dem kleinen Lüfter, welcher die VRM-Chips des Mainboards kühlt. Zwar ist dieser kein vollwertiger Ersatz, dafür jedoch eine gute Unterstützung des wichtigen Airflows im Gehäuse. Überraschenderweise fällt er nicht zu Lasten der Lautstärke, denn diese ist für eine Kompaktwasserkühlung in allen Szenarien relativ leise.
Für die hervorragende Kühlleistung zeigen sich jedoch nicht nur die Lüfter verantwortlich, auch der Radiator mit seiner stattlichen Dicke von 38 Millimeter sorgt konstant für eine coole CPU. Im Gegenzug muss sich die Liquid Freezer II 240 nur mit wenig Kritik auseinandersetzen. Durch die großzügigeren Abmessungen kann es je nach Aufbau des Gehäuses zu akutem Platzmangel kommen, sodass die Fläche für einen 240-mm-Radiator plötzlich nicht mehr ausreichend ist. Zur erfolgreichen Installation braucht es unter Umständen sogar mindestens Platz für eine 280-Millimeter Lösung. Die große Schwachstelle aber bleibt, wie schon beim Freezer 34 eSports DUO, das Montagesystem. Ohne helfende Person oder Hilfsmittel, welche die Backplate fixieren, kann die Bastelei mit einem bereits montiertem Mainboard schnell in Frustration ausarten. Wer sich jedoch zu helfen weiß und über die wenigen Kontrapunkte hinwegsehen kann, findet zum Jahresstart 2020 wohl eine der empfehlenswertesten AiO-Wasserkühlungen überhaupt.
- Positiv
- Weitestgehend angenehme Lautstärke für eine Kompaktwasserkühlung
- Hervorragende Kühlleistung
- Ansprechende Optik
- Gutes Preis-Leistungs-Verhältnis
- Solide Verarbeitung
- Innovative VRM-Kühlung
- Neutral
- Je nach Aufbau des Gehäuses ist unter Umständen ein erhöhter Platzbedarf für die Montage nötig
- Negativ
- Drehzahl der Lüfter ließ sich nicht korrekt auslesen
- Montage nur mit Hilfe einer weiteren Person, Hilfsmitteln oder ausgebautem Mainboard möglich
Weiterführende Links
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CAKO
22.08.2021 um 14:51, Antworten
Im Lieferumfang kommen ja nicht genug Schrauben für Push Pull, welche hast du genommen bzw. bestellt? Einfach die langen Schrauben die bereits im Lieferumfang dabei waren bestellt? Und wenn ja, wie lang sind diese?