Seek Thermal Compact XR: Im Test
Einleitung
Das in Kalifornien ansässige Unternehmen „Seek Thermal Inc.“ ist bereits seit einiger Zeit unter Kennern durch seine kleinen Wärmebildkameras "Seek Compact / Seek Compact XR" für Smartphones oder den Tablets bekannt. Eben auch aufgrund des geringen Anschaffungspreises von lediglich rund 320,- Euro. Bisher gab es für die Thermalansicht im Endkundensektor nur die Möglichkeit jene über meist sehr teure Spezialprodukte zu bekommen. Für den normalen Anwender, der eben keine 2000,- Euro für ein Gerät ausgeben möchte, war der Markt sehr rar gesät. Dabei gibt es nun wirklich mehr als nur das bekannteste Anwendungs-Szenario für so eine Technik, der Verwendung in Nachtsichtgeräten beim Militär oder der Jagd. So zum Beispiel im Gutachter- oder Baubereich, allgemein haben solche Geräte bereits einen regen Einzug in die Berufe gefunden, schließlich lassen sich hiermit zum Beispiel in Schimmelwohnungen Fehler in der Dämmung gezielt und mit Bildern gespickt protokollieren, oder man nutzt sie um Heatpoints in der Elektrik ausfindig zu machen. Ohne dass der Anwender hier einer Gefahr durch Verbrennung beim Berühren heißer Oberflächen ausgesetzt ist - selbst die Feuerwehr setzt auf Thermalsichtgeräte um bei einem Brand etwaige Glühnester zu finden oder nur um festzustellen, ob eine Tür schon überhitzt ist. Berührungslose Temperaturmessung sei an dieser Stelle das Stichwort. Sowas gibt es schon lange, sicherlich meist als Infrarot-Ausführung, aber nur wenige Geräte waren Imstande, sowas auch in Bildform darzustellen.
Die meisten Wärmebildkameras kamen lange Zeit als Spezialwerkzeug daher, mit einem eigenen Monitor und fast nur mit einer horrenden Kaufsumme im Gepäck. Erst seit etwa ein bis zwei Jahren gibst es die ersten Modelle, welche sich auf die Thermalsicht konzentrierten und als Ausgabemedium anstatt eines eigenen Monitors sich der eh schon überall im Einsatz befindenden Smartphones oder Tablets bedienen. Somit lässt sich das sowieso bereits vorhandene Gerät um die praktische Funktion einer Wärmebilderkennung erweitern - und diese ohne direkt das Konto plündern zu müssen.
Bei der Firma aus Kalifornien gab es jedoch längere Zeit ein entscheidendes Problem: Man hatte keinen Partner in Deutschland. Derartige Geräte aus Nicht-EU-Ländern durften nicht einfach so eingeführt werden. Durch die Leistungsfunktionen dieser Kameras konnten sie schnell als Equipment für Waffen oder eben fürs Militär angesehen werden und unterlagen damit Einfuhrbeschränkungen. So war es aufwendiger und oftmals durch Zollgebühren etc. auch wieder teuer, diese Modelle in den europäischen Raum liefern zu lassen. Nachdem nun aber deutsche Distributoren gefunden und offensichtlich bessere Kennzeichnungen realisiert wurden, gibt es die Produkte der Firma Seek nun auch über einen in Deutschland ansässigen Versender. Und da auch unsere Redaktion viele Einsatzmöglichkeiten für so eine Kamera sehen, haben wir mit der Firma Kontakt aufgenommen und konnten ein Modell der Compact XR ergattern, welche nun ihre Produkte z.B. über die Verkaufsplattform Amazon vertreibt. Auf den nächsten Seiten könnt ihr nachlesen, wie das kleine Gerät, angeschlossen über die USB-Schnittstelle des Handys oder des Tablets, in unserem Praxistest abschneidet und ob der Winzling eher ein nettes Gimmik oder eine ernstzunehmende Konkurrenz gegenüber den etablierten Marken ist.
Viel Spaß beim Lesen,
Euer TRV
Der Lieferumfang
Geliefert wird die Seek Compact XR in einer schwarzen Verpackung mit jeder Menge zusätzlicher Informationen - aber nur auf Englisch. Spärlich beginnt es hier, so gibt die Vorderseite lediglich den Namen und einen großen Aufkleber mit Serien- und Referenznummer preis, gefolgt von einem silbernen Rahmen mit dem Schriftzug "SEE THE UNSEEN", was zu Deutsch also "Sehe das Unsichtbare" bedeutet. Seitlich hingegen erfährt der Nutzer neben den technischen Informationen zum Gerät auch noch, dass dieses Produkt in Kalifornien designt wurde und darüber hinaus eine passende APP im "Google Play"-Store heruntergeladen werden muss. Die Rückseite präsentiert durch einige Beispielbilder zahlreiche Anwendungsbereiche, wie zum Beispiel das Aufspüren von Wärmebrücken, elektrische Hitzezonen oder auch zum lokalisieren z.B. von Wasserschäden durch die Verteilung der Wärme in der Wand. Für den Outdoor-Bereich zeigt der Hersteller ein Bild einer im Wald aufgenommenen Ziege. Alles ist präsent abgebildet und erklärt das Szenario sehr verständlich - sogar für Leute die eben nicht der englischen Sprache mächtig sind.
Wird der Karton geöffnet, so trifft man dort auf weitere Bilder zur Veranschaulichung, ebenso wie kleine Piktogramme die die möglichen Einsatzbereiche wie Sicherheit, Wärmeverlust, Handwerk, Kochen, Messungen oder die Nutzung im Freien propagieren. Hat man sich nun mit Informationen satt gesehen, so ist unter einer Schutzfolie das Gerät der Begierde zu finden, nebst einem Transport-Case und einem O-Ring zur einfachen Befestigung, zum Beispiel an einem Halsband oder gar dem Schlüsselbund. Weitere Mitbringsel sind keine vorhanden. Für die Inbetriebnahme wird aber auch nicht mehr als das Gelieferte benötigt.
Die technischen Daten
Bei der Seek Compact XR handelt es sich um das Extendet Range-Modell der Seek-Serie. Der Vorgänger, ohne die Kürzel XR, bot mit 38° gegenüber den 20° bei der XR einen breiteren Blickwinkel, was jedoch zur Folge hatte dass die Aufnahme weiter entfernter Objekte schlechter war. Der jetzige Nachfolger liefert zwar einen kleinere Blickwinkel, ist jedoch auf Entfernung bildstabiler und kommt darüber hinaus ebenfalls mit einem verstellbaren Fokussierung-Ring um den Vanadium Oxide Mikrobolometer, also dem Infrarotsensor daher, welcher mit einer Metallbeschichtung versehen wurde und bildet in Kombination dessen die chalkogenide Linse. Chalkogenide bedeutet, dass die gläserne Linse aufgrund chemischer Verbindungen in der Lage ist, nur bestimmte Lichtwellenbereiche durchzulassen - hier langwelliges Infrarotlicht im Bereich zwischen 7.2 bis 13 Mikrometer - und andere Lichtwellen außerhalb des Spektrums herausfiltert. Der Sensor der Aufsteck-Kamera verfügt dabei über eine Auflösung (Bolometermatrix) von 206 x 156 Pixel, was für den Einsteigerbereich und in Relation zum geringen Kaufpreis nun wirklich nicht schlecht ist, gegenüber den Profigeräten deswegen auch durchaus punkten kann.
Mit mehr als 32.000 einzelnen Pixeln erkennt die Compact XR Wärmesignaturen in bis zu 550 Metern Entfernung, identifizierbar sind jene Objekte laut Hersteller noch in Reichweiten bis 150 Metern, also durchaus ein sehr geeignetes Feature um z.B. als Jäger das Wild in der Dunkelheit zu lokalisieren. Der Unterschied zum High-End-Equipment liegt im Detail: So sind die Geräte meist über 1.000 Euro von ihren Messwerten her konstant und lassen sich darüber hinaus auch noch nach Emissionskoeffizienten auf die abgelichteten Oberflächen hin kalibrieren. Diese Einstellung dient dazu, dass die vorgenommene Temperaturmessung auch korrekte Werte abliefert. Unterschiedliche Oberflächen und Farben speichern und reflektieren Wärme in Form von Licht jeweils verschieden stark oder schwach (Stichwort: Albedo-/Reflexionseigenschaften). Auf die Anzeige im Wärmebild hat das keinen Einfluss, aber wer eine genaue Temperatur-Messung der abgebildeten Oberfläche vornehmen möchte, muss diesen Umrechnungsfaktor beachten. Zur Messgenauigkeit bei der Compact XR hüllt sich der Hersteller jedoch im Schweigen, auch die Datenblätter geben hierzu leider keine Auskunft und sind allgemein nur sehr spärlich mit Informationen bestückt. Die Seek Thermal Compact XR kann in einem engen Messwinkel von 20° und Temperaturen in Bereichen zwischen -40°C bis +330°C abbilden - für normale Anwender vollkommen ausreichend.
Weil die XR für den mobilen Einsatz konzipiert wurde, war es natürlich auch wichtig ihre Baugröße so kompakt wie möglich zu gestalten. Dies ist gelungen: So misst die Aufsteck-Wärmebildkamera gerade einmal 20 mm in der Breite, ist 18 mm hoch, 45 mm lang und bringt lediglich 13 Gramm (ohne Transport-Case) auf die Waage. Also perfekt für die Nutzung unterwegs.
Technische Daten: | |||
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Modellname | Seek Thermal Compact | Seek Thermal Compact XR | |
Sensorauflösung | 206 x 156 Pixel | 206 x 156 Pixel | |
Blickwinkel | breiter, 36° FOV | enger, 20° FOV | |
Fokussierung |
manuelle Fokussierung | manuelle Fokussierung | |
Distanzmessbereich | 15 cm - 300 m | 15 cm - 550 m | |
Messbereich Min/Max |
-40°C / +330°C | -40°C / +330°C | |
Maße (HxBxL) | 18 mm x 20 mm x 45 mm | 18 mm x 20 mm x 45 mm | |
Gewicht |
13 g | 13 g | |
Material Gehäuse | Magnesiumgehäuse | Magnesiumgehäuse | |
Schnittstelle | Micro-USB (Android) / Lightning (iPhone) | Micro-USB (Android) / Lightning (iPhone) | |
Preis | ~ 275 € | ~ 350 € | |
Hersteller | Seek-Thermal | Seek-Thermal | |
Preisvergleich | Geizhals Deutschland | Geizhals Deutschland |
Die Seek Thermal Compact XR im Detail
Will man für sein Smartphone oder das Tablett ein spezielles Feature dazu haben, so sollte dies sehr kompakt sein. Alles was sich eben einfach verstauen und bequem mitnehmen ließe. Genau so ein Produkt ist die Compact XR, dessen Abmessungen sich ja bereits im Namen widerspiegeln. Lediglich 4,5 x 2 x 1,8 Zentimeter Platz verschlingt das kleiner Wundergerät, mit dem sich das eigene Handy zu einer praktischen Wärmebildkamera für den Privat- und Hobbybereich upgraden lässt.
Der Winzling ist umhüllt mit einem aus Magnesium bestehenden Gehäuse, welches auf der Front groß und stolz den Namen "SEEK thermal" trägt und, abgesehen von der silber-schimmernden Linse, komplett im Schwarz gehüllt ist. Lediglich beim Micro USB-Stecker, der präsent hervorsticht, hat der Hersteller noch ein paar Piktogramme aufgedruckt, darunter z.B. das CE-Zeichen welches die Freiverkehrsfähigkeit entsprechend gekennzeichneter Industrieerzeugnisse im europäischen Binnenmarkt zum Ausdruck bringt.
Beim Fokusring der Linse hat Seek Thermal auf die leichte Bedienbarkeit geachtet, dennoch hätten wir uns eine etwas schwergängigere Variante gewünscht oder aber eine, welche mit einer leichten Rasterung arbeitet. In der aktuellen Umsetzung kommt man beim Hantieren mit dem Handy doch relativ leicht mit den eigenen Wurstfingern ungewollt an diesen Ring und verstellt die manuelle gewählte Scharfstellung des Bildes unglücklich. Aber dies ist kein direkter Mangel, sondern wohl eher als Geschmackssache zu interpretieren.
Untergebracht in dem gegen Staub und Spritzwasser geschützten Transport-Case, welches innen mit einer gummierten Einlage bestückt ist, kann der kleinen Kamera eigentlich nichts passieren. Das Case ist sehr robust und auch der Verschluss geht schwer genug, um einem versehentlichen Öffnen entgegenzuwirken. Durch den mitgelierten O-Ring lässt sich jenes Gespann dann bequem an einer Halsschlaufe oder anderen Dingen befestigen. Gefällt uns.
Installiert wird die Kamera durch das Einstecken in die USB-Buchse beim Handy, wobei man an dieser Stelle auf Probleme mit dem gleichzeitigen Einsatz dicker Handy-Schalen oder etwaiger Gummibumper stoßen könnte, wodurch sich die Compact XR nicht vollumfänglich in die Micro USB-Buchse einführen lässt. In diesem Fall muss die Schutzhülle leider entfernt werden oder man nutzt als Alternative eine kabelgebundene Adapter-Variante.
Bei einigen Tablets oder Smartphones ist die USB-Buchse um 180° gedreht. Speziell hierfür empfiehlt der Hersteller dieses USB-Adapterkabel, mit dem sich das Problem bereinigen lässt: http://goo.gl/wUIdo9
Der Praxistest
Inbetriebnahme:
Bevor es mit der praktischen Anwendung losgehen konnte, standen wir vor dem Problem, dass die Seek Thermal Compact XR zum Testzeitpunkt offensichtlich mit unserem Smartphone "Samsung Galaxy S3 Neo (GT-I9301l)" nicht kompatibel war. Dies verwunderte doch sehr, denn obwohl in der Kompatibilitätsliste des Herstellers das Samsung SG3 aufgeführt ist, bei Anfragedatum das NEO noch nicht in der Negativ-Liste enthalten war, die Android-Version passte (installiert v4.4.2, KitKat) und wir unsere genaue Typenkennung an den Hersteller übersandten, erkannte unser Handy mit Stock-Android-ROM die Kamera einfach nicht. Beim Einstecken passierte einfach mal ganz viel "Nichts". Zunächst dachten wir also an einen Defekt der Kamera, dessen Vermutung durch einen weiteren Test an einem Huawei P8lite (Android 5.0.1) bestärkt wurde, eben dadurch dass er mit einem gleichen Ergebnis endete. Dennoch entschlossen wir uns noch ein wenig im Netz zu recherchieren und stießen auf viele Beiträge anderer Nutzer, in denen es um Inkompatibilitäten zu diversen Modellen ging. Also testeten wir das Gerät im Anschluss an einem reinen SG3 (GT-I9300) und an einem SG5 (SM-G900F), sowie einem SG6 (G920F) - wobei die Kamera dort anstandslos erkannt wurde, toll. Uns freute dies und wir empfanden die nun erfolgreiche Erkennung als beruhigend, weil ein Defekt jetzt ganz klar auszuschließen war, aber zugleich ist das auch sehr irritierend. Es bedeutet damit ja offensichtlich, dass die Kompatibilitätsliste des Herstellers nicht feingliedrig genug ist. Andererseits aber zugleich, dass der Käufer trotz dieser vorhandenen Liste überhaupt nicht sicher sein kann, ob die Wärmebildkamera auch tatsächlich funktionieren wird, weil man zum Beispiel über ein dort nicht gelistetes Modell verfügt. Bei einem Gerät um die 250,- Euro und schon einiges an vergangener Zeit in der die Liste schon längst hätte erweitert werden können, ein eher enttäuschender Zustand.
Den Hersteller darauf aufmerksam gemacht, versprach man uns die Liste zu aktualisieren und diverse, gängige Modelle zu testen. Dieses erfolgte in den letzten Wochen dann schließlich auch, allerdings beinhaltet der Abschnitt mit den nicht kompatiblen Geräten immer noch viele Modelle, die zahlreich im Einsatz sind. Warum es zu dieser hohen Anzahl kommt, obwohl die Androidversion doch passt, konnte man uns nicht sagen. Glücklich sind wir als bewertendes Portal damit aber nicht.
Inbetriebnahme - zweiter Versuch: Die APP!
Nachdem wir nun mit dem reinen SG3 ein Smartphone hatten wo die Kamera erkannt wurde, galt es als erstes die "Seek Thermal"-App aus dem "Google Play"-Store herunterzuladen. Die rund 7 MB große Anwendung ist schnell installiert und nach dem Klick auf "Öffnen" oder den Klicks auf das Icon, begrüßt einen prompt ein Infobildschirm, der uns aufforderte die Kamera ins Handy einzustecken.
Ist auch diese Hürde einmal überwunden und haben wir dem Handy standardmäßig erlaubt die Thermal-App beim Einstecken der Kamera-Hardware zu starten, bekamen wir endlich unser erstes Wärmebild zu Gesicht. Zur Erkundung der neuen Anwendung kümmerten wir uns zunächst Mal um die verfügbaren Einstellungen und schauten, was hier im Detail alles eingestellt werden kann.
Im ersten Menüpunkt, der Hilfe, bietet die App die Möglichkeit ein Lernprogramm zu verwenden um sich in die Grundfunktionen der Anwendung und der Kamera einzuarbeiten. Die Texte sind dabei in deutscher Sprache verfasst und angenehm zu lesen. Wer darüber hinaus noch Unterstützung benötigt, kann sich über die "Ein Problem melden"-Funktion direkt per Mail an den Support wenden. Über "Unterstützung Zentrum aufsuchen" gelangt der Anwender jedoch nur zur englischsprachigen Supportseite, bei der die normale FAQ mit den häufigsten Problemen aufgelistet ist oder der Anwender sich über "Submit a Request" direkt an den Hersteller wenden kann. Allgemein ist der Support an dieser Stelle sehr leicht zu erreichen, was wir als sehr positiv empfinden. Wie es aber mit der Qualität und Antwortzeit aussieht, können wir leider nicht sagen.
Beim nächsten Eintrag im Menü kann man die Einheit für die Temperaturmessung festlegen. Ab Werk war dies bei uns zu Beginn auf die Einheit "Fahrenheit" anstatt „Celsius“ eingestellt, die App jedoch ansonsten auf Deutsch, was ein bisschen irritierte, weil so ein Kuddelmuddel eben nicht ganz sinnig ist. Neben den gerade genannten Einstellungen steht hier auch noch "Kelvin" als Einheit zur Auswahl um Messungen unabhängig von der Umgebungstemperatur zu erreichen.
Anschließend gibt es den Menüpunkt "Farbpalette", indem sich der Nutzer seinen für das aktuelle Motiv passenden Farbmix aussuchen kann. Je nachdem ob man nun kalte oder warme Objekte sichtbar machen oder optisch hervorheben möchte, eignen sich die verschiedenen Variationen mal mehr, mal weniger. Wie genau sich das in der Praxis zeigt, haben wir am Ende dieser Seite mal exemplarisch für Euch anhand eines Beispiels aufgezeigt.
Der Punkt "Bildpräferenzen" erlaubt es das Bildformat der Aufnahme (16:9 oder 4:3) zu bestimmen, oder aber ein Wasserzeichen hinzuzufügen. Diese Option beschränkt sich allerdings auf "Datum und Zeit", "Standort" und das Seek-Logo. Die Verwendung eines eigenen Logos - z.B. von der eigenen Firma - ist an dieser Stelle nicht möglich und muss alternativ im Nachhinein dem Bild über eine Grafiksoftware hinzugefügt werden, sofern gewünscht. Unter dem Submenü "Metadaten" lässt sich die Georeferenzierung deaktivieren, bei dem zum Beispiel die Standortdaten in der Grafik kodiert hinterlegt werden. Zum Schluss bietet der Menüpunkt Bildpräferenzen auch noch die Einstellung "Bildglättung", welche dafür sorgen soll, kantige Aufnahmen bereits bei der Erstellung und vorab bei der Anzeige auf dem Smartphone zu glätten.
"Bedingungen und Grundsätze" beinhaltet nichts weiter als die Datenschutzbestimmungen und Geschäftsbedingungen des Herstellers.
Was wir nicht so toll finden ist, dass die Option "Nutzerdaten senden" standardmäßig aktiviert ist und man beim Start der App keinen Hinweis dazu angezeigt bekommt. Nicht jeder Anwender möchte dies, egal welche Daten letztendlich übermittelt werden oder welchen Personenbezug es hierzu evtl. gibt. Dies ist sehr unglücklich, vor allem mit dem Hintergrund das die Datenschutzbestimmungen nur in Englisch zu lesen sind. Hier besteht dringend Nachholbedarf für den deutschen Markt.
Alle weiteren Informationen lassen sich dann zum Schluss noch über den Punkt "Info" erfahren. Darunter eben auch die genaue Version der App.
Los geht's, jetzt wird geknippst!
Endlich sind alle Einstellungen getroffen und wir können mit dem echten Praxiseinsatz loslegen. Zunächst muss man natürlich festlegen, was man nun möchte: Will man nur ein Wärmebild oder soll dieses Bild auch noch Temperaturmessungen enthalten. Dafür bietet die App und damit auch die Compact XR vier Temperatur-Modi an:
- Normal:
Bei diesem Modi wird nur das Wärmebild angezeigt, also ohne jedwede Temperaturanzeigen. - Stelle:
Hier positioniert die App in der Mitte des Bildes einen einzigen Messpunkt, um dessen nahen Umkreis die Temperaturen ermittelt werden und dann ein daraus gebildeter Durchschnittswert angezeigt wird. - Hoch/Niedrig:
Bei dieser Auswahl erkennt die Kamera selbstständig den kältesten und zeitgleich auch den heißesten Bereich innerhalb der Aufnahme und bildet diesen in Form von zwei Messpunkten ab. - Grenzwert:
Kommt der Modus zum Einsatz kann man eine optische Abgrenzung erwirken, indem man festlegt ob ein bestimmter Bereich farblich hervorgehoben sein soll, wenn er einen Schwellenwert in der Temperatur übersteigt, dem gleichgestellt oder unterlegen ist. Zum Beispiel: Alles unter 20°C soll hervorgehoben werden.
Wir haben uns an diversen Stellen versucht und auch die verschiedenen Einstellungen durchgeklickt. Beim Fotografieren bemerkten wir folgende Eigenschaften: Die Kamera ist zunächst einmal sehr empfindlich was Bewegungen anbelangt, sodass das Knipsen der Bilder zum Teil nicht einfach zu bewerkstelligen ist - jedenfalls nicht wenn man parallel ein scharfes Bild erzielen möchte. Besonders störend wird dies bei dem Versuch, zeitgleich mit der Motivführung über den Fokusring scharf zu stellen. Die Kamera sitzt zu locker im USB-Slot des Geräts, sodass sie teilweise zum Wackelt neigt und auch gelegentlich beim Umgang mit dem Fokusring die installierte App aufgrund von Verbindungsfehlern ihren Dienst mit Aussetzern quittiert, das Bild für einen kurzen Moment also schwarz bleibt, im dümmsten Fall die App sogar komplett angehalten wird. Das passierte im Test zwar nicht oft, aber es kommt eben vor. Ziemlich nervig wird dies auch speziell in Situationen, wo man mit viel Mühe versucht das Handy in einer unbequemen Haltung ruhig zu halten, das Objekt scharf zu stellen und dann zugleich den Auslösebutton zu drücken. Ein geringfügig strafferer Sitz in der USB-Buchse würde hier Abhilfe schaffen.
Die Menüs für die Umschaltung zwischen Foto- und Videofunktion sind selbsterklärend und funktionieren sehr gut. Ebenso lässt sich über die Zwei-Finger-Gestik fürs Zoomen das Bild digital vergrößern - natürlich wird es dann auch deutlich pixeliger.
Hier mal ein paar unserer Aufnahmen:
Hoch- & Querformat:
Wechselt man vom normalen Hochformat des Handys in das Querformat, so drehen sich die angezeigten Temperaturwerte und die linke Menühälfte - also die dortigen Piktogramme für Galerie, Kamera/Video-Modus, Auslöser und den Thermal-Modi - in die richtige Ausrichtung mit. Allerdings bleiben das komplette Hauptmenü (die Leiste oben) der App und die Beschreibungstexte der vier einzelnen Modi um 90° verdreht, sodass ein wirklich sinnvolles Arbeiten für unversierte Nutzer damit nur samt Kopfdrehen funktionierte. Diesen Umstand können wir nicht nachvollziehen, denn in anderen und älteren Testberichten wurde angekreidet, dass sich selbst die Temperaturpunkte und -Werte beim Drehen des Gerätes nicht mitdrehen. Dieses wurde wohl durch ein Update der App korrigiert. Warum man dann aber als Hersteller oder Entwickler nicht gleich alle Ausrichtungsfehler beseitigt hat, ist uns ein Rätsel. Wir hoffen hier in künftigen Versionen aber auf Besserungen.
Ein weiterer Aspekt, welcher auch bei den eben gezeigten Bildern im Temperaturmesspunkt sichtbar wird, ist die große Abweichung zwischen den Werten je nach Entfernung zum Objekt. Dies ist eigentlich nichts Neues. Jedes Gerät das auf Infrarot basiert, hat eine gewisse Abweichung der Messwerte, allerdings gibt es nirgends in der Anwendung oder der Verpackung eine Information dazu, wie diese Differenz zu behandeln ist.
Zur Darstellung des Problems haben wir mal einen Fön abgefilmt und sind von 50 cm Abstand bis auf 10 cm herangefahren (das Wackeln mag uns verziehen werden, Fokussieren und gleichzeitig den Abstand ablesen sind nicht soooo einfach^^).
Video abspielenGleiches gilt für den Emissionskoeffizienten, laut Anleitung (in der App) soll es direkt in der Anwendung möglich sein diesen Koeffizienten festzulegen, damit der angezeigte Wert mit den realen Temperaturen eben übereinstimmt. Jede Oberfläche strahlt je nach Beschaffenheit, Material und Farbe die Wärme in unterschiedlicher Intensität zurück. Auch die Speichereffizienz ist niemals gleich. Aus diesem Grund hat man für die Kalibrierung von Temperaturmessungen Listen erstellt, mit derer sich das verwendete Messgerät auf die zu messende Oberfläche oder Objekt parametrieren lässt. Diese Möglichkeit der Eingabe haben wir in der Seek Thermal-App zum Zeitpunkt des Testes nicht finden können, weswegen die ermittelten Temperaturen bestenfalls als Durchschnitts- oder Grobwerte durchgehen - leider wieder verschenktes Potential.
Beim nächsten Feature, der Bild-in-Bild-Darstellung, sind wir ebenfalls nicht begeistert: Über das + Symbol der App erhält man eine Splittansicht, mit der der Nutzer sich im Wärmebild besser orientieren soll. Dies ist von der Idee her auch wirklich super und total praktisch - gerade wenn sich die Strukturen nicht so detailliert abbilden lassen - aber von der Umsetzung leider eher mangelhaft. Wie man auf dem nachfolgenden Bild erkennt, haben wir einfach mal unsere Deckenlampe in der Redaktion abfotografiert und dabei feststellen müssen, dass die Bilder sogar nicht übereinander liegen. Der Grund ist auch klar, denn zur Aufnahme des normalen Bildes verwendet die App die Heck-Kamera des Smartphones und für das Wärmebild eben die XR-Kamera. Nun liegen beide Objektive aber nicht übereinander, sondern sind verständlicherweise physikalisch mehrere Zentimeter voneinander entfernt. Hierdurch passt der Winkel des Objektes in der Aufnahme je Linse nicht zusammen und eine Überlagerung ist daher unmöglich.
Warum man an dieser Stelle in der Anwendung aber nicht daran gedacht hat, intern eine Art Datenbank zu verwenden, womit die App anhand von Modellangaben der Hersteller den Abstand zwischen beiden Linsen direkt und automatisch im Bild korrigiert/umrechnet, damit beide Bilder von Winkel her genau gleich sind, ist uns ein Rätsel. Und wenn man schon nicht mit einer eigenen Datenbank arbeiten möchte - des Pflege-Aufwands von Seiten des Herstellers wegen - so hätte man für den Benutzer der Kamera eine Einstellung für einen Offset realisieren können, indem der Anwender den Abstand zwischen seiner Smartphone-Kamera und der Linse der Compact XR selber abmisst und in die Anwendung einträgt. Schade, denn so wie jetzt verwirrt dieses Feature leider mehr als das es irgendwie nützt.
Zu guter Letzt haben wir für Euch anhand einer Aufnahme unseres Beleuchtungssets mal die verschiedenen Farbpaletten ausprobiert, die die App zur besseren Darstellung anbietet:
Parallel ist nachfolgend noch ein Video mit dem White-Modus zu sehen, bei dem wir einen Fön aufheizen lassen und hierbei die ständige Kalibrierung der Anwendung aufzeigen.
Video abspielenNach der ganzen Testerei wird es auch endlich Zeit für ein abschließendes Fazit, in dem wir die Vor- und Nachteile nochmal für Euch in einem übersichtlichen Text zusammenfassen. Ist die Seek Thermal für den Praxiseinsatz tauglich und ihr Geld wert? Eher eine technische Spielerei oder doch auch etwas für die Profis? All diese Fragen beantworten wir Euch auf der nächsten Seite.
Mario Kramer meint
Beim Fazit fangen wir erstmal mit den positiven Dingen an. Zunächst sind an dieser Stelle die sehr kompakten Abmaße und das geringe Gewicht zu nennen, wodurch die Kamera bequem in dem Transport-Case mitgeführt werden kann. Des Weiteren wird die Konfiguration durch die App sehr vereinfacht. Lediglich ein paar Grundeinstellungen, je nach Anwendungsgebiet, sind zu treffen und schon kann die Aufnahme losgehen. Der Aufbau der App ist selbsterklärend und durch die Einführungstexte in der „Hilfe“ auch für jeden Laien durchzuführen.
Betrachtet man die Bilder, so sind hier leider sehr viele Pixel zu erkennen. Mit dem Fokusring lassen sich die meisten Aufnahmen aber soweit scharfstellen, dass die Konturen deutlich zu erkennen sind. Die Kantenglättung der App haben wir nach kurzer Zeit wieder deaktiviert, da sie leider das komplette Bild betrifft und alles sehr schwammig aussehen lässt. Eine konturenstarke Aufnahme war mit aktivierter Funktion kaum möglich. Über die verschiedenen Farbmodi ist für jedes Darstellungsszenario die passende Kontrastbasis enthalten, um die Bereiche optisch im Bild voneinander abzutrennen. Sehr praktisch ist, dass man sowohl eine Bild- als auch eine Videofunktion integriert hat, welche bequem über die Piktogramme umgeschaltet werden kann. Leider findet die Videoaufnahme ohne Ton statt, sodass man sich keine Notizen zum Bild einsprechen könnte.
Bei der nahen bis mittelweiten Objekt-Aufnahme leistet die Compact XR eigentlich ganz gute Ergebnisse, jedenfalls in Relation zum Kaufpreis. Alle unsere Objekte konnten wir von den Strukturen her erkennen und zum größten Teil auch scharfstellen. Versagt hat die Kamera allerdings bei der Darstellung von fernen Strukturen. So bekamen wir beim Versuch die Straße vor der Redaktion zu filmen - vom Balkon im ersten Stock - samt Autos und Personen in der Dunkelheit nicht mehr als ein schwarzes Bild ohne erkennbarer Bereiche zu Gesicht. Gleiches Ergebnis erhielten wir, als wir versuchten, unser Haus von außen zu filmen (z.B. für die Suche nach Wärmebrücken). Die Auflösung der Abbildungen auf der Verpackung mit dem entfernten Tier, dem klar identifizierbarem Haus mit seinen Fenstern und Türen oder dem Segelschiff mit deutlichen Konturen, konnten wir zumindest in unserem Praxistest nicht reproduzieren. Haben es aber auch nicht anders erwartet, denn die Profigeräte haben nun mal ihre Existenzgrundlage darin, dass sie bessere und klarere Bilder liefern.
Natürlich gab es, zu unserer Enttäuschung, doch eine Fülle an negativen Punkten zu verzeichnen. So ist hier zu allererst die schlechte Kompatibilitätsliste zu nennen, die den Kauf des Produkte schnell zum Glücksspiel werden lässt - zumindest wenn das jeweilige Kameramodell dort nicht mit enthalten ist. Des Weiteren taugt die Temperaturmessung eher zur Feststellung einer groben Richtung, da es bisher keine Möglichkeit gibt, Umrechnungsfaktoren (Emissionskoeffizienten) für die verschiedenen Oberflächen einzutragen. Gleichermaßen sinnlos ist dann auch die Splittansicht, welche mangels Offset-Konfiguration zwei nicht übereinanderliegende Bilder abliefert, die der angestrebten Orientierung im Wärmebild so überhaupt nicht zur Genüge reicht und eher verwirrend auf den Anwender wirkt.
Was taugt das Produkt nun aber? Dies ist eigentlich sehr einfach zu beantworten: Für den Privat- oder Hobbybereich sehr viel! Hier sind sehr gute und hochauflösende Aufnahmen nicht notwendig und auch die kalibrierte Temperaturmessung ist eher selten von Nöten. Die Compact XR ist ein schönes Extra mit dem sich das mobile Endgerät um die Funktion einer guten bis durchschnittlichen Wärmebildkamera erweitern lässt. Abgesehen von der Bildqualität, betrafen die meisten unserer Negativpunkte auch eher die Umsetzung der App, welche von sinnfrei bis einfach nur unglücklich Umgesetzt einige Fauxpas bereithielt. Wird diese noch optimiert und baut man die Eingabe-Möglichkeit für Emissionskoeffizienten und einem Kamera-Offset gleich mit ein, so lassen sich die Funktionen wie Temperaturmessung und Splittansicht auch realitätsgetreuer nutzen, was im Umkehrschluss die Compact XR dann auch für die berufliche Sparte wieder interessant werden lässt.
Alles in Allem ist es ein interessantes Produkt mit viel Potential, welches unter einer nicht perfekten App leidet und eigentlich zu mehr imstande ist, als aktuell an Ergebnissen abgerufen werden. Dennoch sind wir in Anbetracht des Kaufpreises eigentlich doch zufrieden, von einem vernichtenden Urteil sind wir meilenweit entfernt. Die Kamera ist ihr Geld auf jeden Fall wert.
- Positiv
- Günstiger Preis
- Sehr kompakt
- Einfache Handhabung
- Umfangreiche, kostenlose App
- Bild- und Videofunktion
- Bildqualität in Ordnung
- Zoomen möglich
- Scharfstellen per Fokusring
- Diverse Farb-Modi
- Temperaturmessung integriert
- Neutral
- Negativ
- Keine grundsätzliche Kompatibilität nach Androidversion, sondern nach Mobile-Gerät
- Unvollständige Liste aller unterstützen Modelle
- Technische Informationen nur auf Englisch
- Bildqualität teils körnig
- Keine manuelle Kalibrierung des Emissionskoeffizienten und dem Kamera-Offset
- App nicht optimal umgesetzt
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