AMD A4-3400: Fusion im Kurztest
Einleitung
Ende 2010 brachte AMD mit den “Bobcat” erstmals Prozessoren mit integrierter Grafik heraus, die man Accelerated Processing Unit (kurz „APU“; englisch für „beschleunigte Verarbeitungseinheit“) nannte. Man kombinierte abgespeckte x86-Kerne mit einer vergleichsweise starken DX11-Grafikeinheit, die die Konkurrenz von der Leistung her leicht ausstechen konnte. Das Konzept wurde sofort erfolgreich: Neben dutzenden Design-Wins im Vorfeld (also Geräte, mehrheitlich Notebooks, die damit ausgestattet werden sollten) verkauften sich Geräte mit den kleinen Muskelprotzen direkt wie warme Semmeln und es entluden sich ganze Wolkenbrüche von Einnahmen in AMDs Säckel, was die Firma dringend nötig hatte.
Im Frühjahr 2011 kam dann der nächste Clou: Man stellte endlich die “großen” APUs mit Codenamen Llano vor. Diese reichten von kleinen Modellen für Wohnzimmer-PCs (E2-3200) bis hin zu leistungsstarken Quadcores (A8-3870K). Gegen Intels Core i3/Core i5 Prozessoren waren diese Modelle an der Pro-Takt-Leistung gemessen natürlich chancenlos, das war allerdings auch nicht ihre Hauptaufgabe. Die Stärke dieser Prozessoren war – wie auch bei den kleineren Geschwistern – ihre starke Grafikeinheit, die es mit kleineren Office-Karten locker aufnehmen kann und sie stellenweise sogar aussticht. Dies macht eine zusätzliche Grafikkarte sinnlos und spart Stromkosten. Für viele potentielle Käufer ist das ein K.O. Argument.
Heute, fast ein Jahr nach der Vorstellung von Llano, stehen bereits AMDs “Trinity”-Prozessoren vor der Tür. Trotz dieser Tatsache sind die bereits älteren Prozessoren immer noch eine gute Wahl und werden dank der Nachfolger im Preis sinken, was sie noch attraktiver macht. In unserem Test klären wir die Fähigkeiten eines AMD A4-3400 Dual-Core auf Llano-Basis in Kombination mit Gigabytes µATX Mainboard A55M-DS2 und 8 GB RAM von AMD und verraten, ob sich die Anschaffung lohnt.
Die Testsysteme
Testsysteme:
Für Vergleichsmessungen verwenden wir zwei Testsysteme: Das erste basiert auf einer Intel LGA-1155 Plattform, mit denen wir eine Reihe von Intel Prozessoren testen können. Die zweite Konfiguration verfügt nun über einen Unterbau aus dem Hause AMD mit der aktuellen AM3+ Plattform. Die letzte Basis im Bunde kommt ebenso aus dem Hause AMD - diese wird unsere kleine Llano-CPU befeuern. Die restliche Hardware, die für die ordnungsgemäße Funktion notwendig ist unterscheidet sich natürlich nicht voneinander, wodurch eine hohe Vergleichbarkeit gewährleistet werden kann. Damit die einzelnen CPUs auch ordentlich ins Schwitzten kommen verwenden wir AMDs aktuelles Top-Modell aus dem Single-GPU Regal, die HD 7970. Für eine stabile und gleichmäßige Stromversorgung verwenden wir ein 630 Watt starkes Netzteil von bequiet!
Synthetische Benchmarks
Jetzt geht es erst einmal um die eher theoretische CPU-Leistung der einzelnen Probanden. Dabei bleibt die SMT Funktion bei den Intel Prozessoren stets aktiviert: erstens bringt diese das ein oder andere Leistungsplus und zweitens könnte man von einer Benachteiligung reden, wenn man diese deaktiviert ließe. Mit Hilfe des 7-Zip Programms wird eine circa 300 MByte große Datei auf höchster Stufe komprimiert. Wir aktivierten allerdings nur einen CPU-Kern um eindeutigere Ergebnisse zu erhalten. Mit dem Cinebench R11.5 haben wir ein weit verbreitetes Render-Programm gewählt. Es basiert auf derselben Engine wie das 3D-Grafikprogramm Cinema 4D von Maxon und ist damit für dieses Aufgabengebiet durchaus repräsentativ. Dabei ist es sehr gut Multithread-optimiert und nutzt alle Kerne sowie die SMT Einheit aus.
7-Zip:
3D-Mark 2011:
Cinebench 11.5:
Zwischenfazit:
Wie erwartet hat es der kleine Dualprozessor von AMD ziemlich schwer gegen die sehr starken Konkurrenten. Schade ist es aber dennoch, dass der A4-3400 ebenso wenig an Intels Core i3 ran kommt. Im Prinzip spiegelt sich bei jedem Benchmark das gleiche Bild wieder, so liegt unser Proband deutlich hinter der Konkurrenz. Auf der nächsten Seite finden sich die Spiele Benchmarks - ein kleiner Lichtblick für unser Testobjekt?
Spiele-Benchmarks
Wir haben drei spezielle Spiele ausgewählt, die alle etwas andere Anforderungen an die CPU stellen. Dabei kann die aktuelle Battlefield Version sehr gut mit vielen Rechenkernen umgehen. Arma in der Operation Arrowhead Version nutzt zwar effektiv nur drei Rechenkerne aus, nichtsdestotrotz müssen die CPUs auch mit weniger guten Bedingungen umgehen können, was leider beim beliebten Action-Shooter Call of Duty Black Ops auch der Fall ist.
Battlefield 3:
Call of Duty Black Ops:
Arma 2 Operation Arrowhead:
Zwischenfazit:
Battlefield ist ein für die Hardware sehr anspruchsvolles Spiel. Unser AMD Modell belegt mit deutlichem Abstand den letzten Platz. Call of Duty Black Ops lässt sich hingegen schon sehr flüssig spielen - der A4-3400 tastet sich damit schon etwas näher an die Konkurrenz heran. Bei Arma 2 sieht das auf den ersten Blick schon ganz anders aus: der mit vier Kernen mehr bestückte FX-6100 ist in absoluter Tastnähe, zumindest in Bezug auf die mittleren FPS-Werte. Bei Rechenintensiven Sequenzen fällt der Dual-Core wieder etwas zurück.
Onboardgrafik / HTPC-Eignung
Wie Sie auf den letzten Seiten sehen konnten ist die kleine Llano-CPU einfach nicht Rechenstark genug, um komplizierte Anwendungen oder gar Spiele mit einer starken Grafikkarte passabel zu präsentieren. Doch wozu wurde die Fusion-CPU eigentlich entwickelt? Richtig! - für kleinere Office Anwendungen, sowie den HTPC (Home-Theatre-PC) Bereich. Hierbei wird dem Prozessor keine starke Leistung abgefordert. Hinzu kommt dass für diese Anwendungen, die in der CPU integrierte Grafikeinheit vollkommen ausreichend ist.
Die Wiedergabe eines HD-Films mit Hilfe der Onboard-Grafikkarte wurde ordnungsgemäß und ohne Komplikationen durchgeführt, hierbei stieg die CPU-Auslastung auf etwa 20 Prozent an. Das ermöglicht Ressourcen für Hintergrund-Anwendungen, die parallel laufen könnten. Der Stromverbrauch lag hier unter der magischen 50 Watt Grenze, was einen sehr guten Wert darstellt. (Messung nur mit iGPU, ohne HD 7970)
Natürlich haben wir die iGPU auch mit einem Spiel belastet - unsere Wahl fiel auf Counterstrike-Source. Wir stellten als Auflösung 1920x1080 Pixel mit der Detail-Stufe "mittel" ein. Das Ergebnis war durchaus überraschend, denn das Spiel lief wirklich flüssig mit konstant über 35 Bildern in der Sekunde. Call of Duty BlackOps ist dabei schon fast zu viel für das System: mit der gleichen Auflösung ruckelt es hier schon deutlich - eine niedrigere Auflösung von 1280x1024 Pixeln leistet hier Abhilfe.
Benchmarks:
Nun darf sich die kleine APU mit der Konkurrenz aus dem Hause Intel begnügen: hierbei vergleichen wir die interne GPU HD 6410 des A-3400 mit Intels HD 4000 im i5-3570k, sowie der HD 2000 aus dem i3-2105. Hierbei setzten wir wieder auf Call of Duty Balck Ops und dem 3D-Mark 2011. Neu im Bunde ist Counterstrike Source, ein Spiel das wenig Rechenleistung benötigt. Alle Spiele werden mit einer Auflösung von 1920x1080 Pixeln getestet. Beim 3d-Mark sehen wir uns nur die GPU-Leistung an.
Call of Duty Black Ops:
Counterstrke Source:
3D-Mark 2011:
Zwischenfazit
Beim Action-Shooter Call of Duty kann sich die APU durch die durchschnittlichen Bilder in der Sekunde auf den ersten Platz retten. Bei Betrachtung der minimalen FPS liegt die um einiges teurere CPU von Intel in Verbindung mit der HD 4000 Grafik vorne. Der i3 mit HD 2000 Grafik kann hier leider kaum mitreden, da die FPS deutlich unter derer von den Konkurrenten liegen. Bei Counterstrike kann sich der A-3400 deutlicher von der Konkurrenz aus dem Hause Intel entfernen, der i3 belegt wieder den letzten Platz. Im 3D-Mark 2011 macht der i5 das Rennen, obwohl nur die reine GPU Leistung betrachtet wird - scheinbar verhalf ihm die CPU Rechenleistung den Sieg. Der i3 konnte Mangels DirectX 11 Unterstützung nicht mit dem Benchmark geprüft werden.
Temperaturen / Stromverbrauch
Leider ist es nicht ohne weiteres möglich den Stromverbrauch des einzelnen Prozessors zu messen, daher nehmen wir den Gesamtverbrauch des kompletten Systems unter die Lupe. Allerdings sollte auch hier der Wirkungsgrad des Netzteils mit berücksichtigt werden, der bei verschiedenen Lasten unterschiedlich sein kann. Die Leistungsaufnahme wird im IDLE Zustand mit aktivierten Stromsparmechanismen gemessen. Im Lasttest wird der Prozessor mit dem Programm Prime 95 belastet - wir fixieren das Programm auf den Wert 12K um eine gleichmäßige Auslastung zu erhalten.
Die Strommessungen fanden alle mit der HD 7970 statt, die iGPU der CPUs wurde, sofern möglich deaktiviert. Der Ablauf der Temperaturmessungen sieht sehr ähnlich aus, mit dem Unterschied dass alle Messungen bei einer Umgebungstemperatur von 21 °C stattfanden. Die Werte im IDLE Bereich wurden nach 30 Minuten Leerlauf ermittelt, die Lastwerte nach einer Stunde Prime 95 ebenso im 12K Modus. Die Lüfterdrehzahl des verwendeten Kühlungssystems wurde natürlich auf einen festen Wert fixiert. Die Temperatur selbst wurde mit Real-Temp ermittelt - es sollte allerdings beachtet werden, das die Werte der integrierten Temperatursensoren zum Teil abweichende Ergebnisse liefern können, auf die wir keinen direkten Einfluss haben.
Temperaturen:
Unter Last ist der Dual-Core von AMD sehr kühl, im IDLE schneidet das Pendant von Intel leicht besser ab. Insgesamt lässt sich die APU als "kühlen Kopf" bezeichnen - einer passiven Kühlung in einem HTPC-Gehäuse würde hier nichts im Weg stehen.
Leistungsaufnahme:
Im Windows-Leerlauf benötigt der A4-3400 knappe acht Watt weniger als der direkte Konkurrent von Intel. Unter Last arbeitet allerdings der i3 von Intel geringfügig effizienter: drei Watt weniger sind allerdings kein bedeutender Unterschied. Zusammen gesehen ist der Energieverbrauch aber doch sehr gering.
Louis Hirschmann meint
Ein Fazit zu fällen ist hier recht einfach, denn diese Gattung von Prozessoren ist klar für Bedürfnisse kleinerer Multimedia Anwendungen ausgerichtet. Dies bestätigen auch unsere Tests: bei all unseren synthetischen Programmen wie 7-Zip, Cinebench und 3D-Mark 2011 fällt der kleine Dual-Core klar zurück. Bei den Gaming-Tests könnte sich der A4-3400 teils nahe an die Konkurrenz von Intel in Form des i3 heran begeben, doch wirklich glänzen konnte die APU auch hier nicht. Der Fall ist ganz klar, AMD hat die ganze Serie nicht auf Hochleistung getrimmt, sondern auf HTPC-Eigenschaften und hier konnte die APU wirklich zeigen, was in ihr steckt. Neben der wirklich problemlosen Wiedergabe von HD-Material bietet die im Prozessor vereinte Grafikeinheit auch genug Ressourcen für das ein oder andere Spiel. Dabei konnte sich die APU gegen die deutlich teureren Intel CPUs gut durchsetzen.
Gelungen ist auch die durchaus geringe Leistungsaufnahme von unter 50 Watt, was wohlgemerkt das gesamte System betrifft. Darüber hinaus gefällt uns die niedrige Wärmeabgabe, wodurch diese Plattform gerne auch in schlecht belüfteten, kleinen Gehäusen Platz nehmen kann. Der Preis von unter 50 Euronen sollte dann wirklich jeden Zweifel verschwinden lassen. Wer für ein Multimedia-System hier nicht zugreift ist selber schuld!
- Positiv
- Geringer Stromverbrauch
- Günstig
- Starke iGPU
- Gute HTPC Eignung
- Neutral
- - / -
- Negativ
- Schwache Rechenleistung
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